Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Illustration: Eva Feuchter

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Auf dieser Seite sammeln wir Links zu aufgezeichneten Online-Angeboten zu Themen rund um Chancengleichheit und (Anti-)Diskriminierung, die an der Uni Halle stattgefunden haben und frei zugänglich im Internet sind.

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Videos: Infofilme und Veranstaltungsmitschnitte

Videos: Infofilme und Veranstaltungsmitschnitte

Sie sind auf der Suche nach Videos? Wir haben für Sie Videos gesammelt, die im universitären Kontext der MLU entstanden sind und einen Bezug zu Antidiskriminierungsthemen haben – zum Beispiel Veranstaltungsmitschnitte und Infofilme.

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Alltäglicher Sexismus, Street Harassment und die HollaBack!-Bewegung.

Vortrag von Julia Brilling. Dieser fand statt am 09.01.2014 und wurde organisiert vom Arbeitskreis que(e)r_einsteigen.

Der Begriff Street Harassment umfasst sexuelle Belästigung und sexualisierte Gewalt im öffentlichen Raum, das heißt auf der Straße, in öffentlichen Verkehrsmitteln, in der Schule, am Arbeitsplatz, in der Uni, im Café, in der Disko, in der Bibliothek – schlicht überall. Dazu zählen aufdringliche Blicke, ungewollte sexualisierte und/oder beleidigende Kommentare, Hinterherpfeifen, Hupen bis hin zum Bedrängen oder Grapschen.
Der Vortrag untersucht das Phänomen alltäglicher Belästigungen in öffentlichen Räumen anhand einiger Beispiele aus den Medien und verknüpft Formen alltäglicher Belästigungen mit Fragen von Körpernormen, Geschlechter-Stereotypen sowie Machtfragen und stellt die weltweite HollaBack!-Bewegung vor. Wir stellen auch einige Protagonist_innen der Bewegungen vor, die Strategien entwickelt haben, um sich gegen Street Harassment zur Wehr zur setzen.

Zur Person:

Julia Brilling hat 2011 gemeinsam mit Claudia Johann die erste deutsche HollaBack!-Seite gegründet. Sie hat einen Abschluss in Gender Studies von der Humboldt Universität Berlin und arbeitet bei einer politischen Stiftung als Referentin. Sie forscht und arbeitet zu veschiedenen Ismen, insbesondere Rassismus, Sexismus, Weißsein, Interdependenzen, Diversität und Post- kolonialismus.
HollaBack! Berlin ist Teil der weltweiten HollaBack!-Familie, einer feministischen Bewegung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, alltägliche Belästigungen, sexuelle und sexualisierte Gewalt und Street Harassment zu bekämpfen. Hollaback! bietet eine Austausch- und Informationsplattform, auf der Erfahrungen mit und gegen alltäglichen Sexismus in all seinen Ausprägungen bekannt gemacht werden können. Im Fokus stehen dabei Empowerment, Vernetzung und die Möglichkeit, der eigenen Stimme im Kampf gegen Sexismus Gehör zu verschaffen. Mehr Informationen unter berlin.ihollaback.org   .

Link zur Audiodatei (MP3, 30:05 min, 27.5 MB)


Andere Sichtbarkeiten? Queering Hip Hop zwischen Repräsentation und Aneignung

Vortrag von Katharina Morawek. Dieser fand statt am 11.11.2010 und wurde organisiert vom Arbeitskreis que(e)r_einsteigen.

Public Enemy Rapper Chuck D hat mal gesagt, Hip Hop sei the Black CNN. Nun hat dieses Schwarze CNN nach 30 Jahren Sendezeit zwar spielend die Reichweite des US-amerikanischen Nachrichtensenders überschritten, nicht aber dessen Fähigkeit zum Versprühen gesellschaftlicher Hegemonie. Hip Hop als solcher wird immer wieder für seinen angeblich inhärenten Sexismus und seine Homophobie kritisiert und zwar vor allem von weißen Medien.

Die Folie, vor der die scheinbare heterosexuelle Dominanz in der Hip Hop Kultur gechallenged wurde, war das Thema der Homophobie.

Das Bild vom „sexistischen und homophoben Hip Hop“ ist eng verknüpft mit der Projektion, Kulturen des Hip Hop würden lediglich aus Schwarzen, männlichen, heterosexuellen Körpern bestehen – ein Paradigma, das die Soziologin Tricia Rose als „highly visible commercialized rap“ bezeichnet. Die Matrix, die dieser Wahrnehmung zu Grunde liegt, ist eine des Weiss-Seins, welches die eigene Position innerhalb von Populärkultur nicht hinterfragt. Doch wird das reibungslose Kursieren von mit Hip Hop verbundenen, stereotypen Bildern immer wieder von Hip Hop Artists in Frage gestellt und seit einigen Jahren sogar empfindlich gestört: Hip Hop wird offiziell ge-queert. Dabei kommen Repräsentationsstrategien zum Einsatz, die zwischen Parodie und Selbstbehauptung andere Sichtbarkeiten anstreben. Der Vortrag wird einige Strategien queerer Artists vorstellen.

Zur Person:

Katharina Morawek ist Lehrbeauftragte am  Institut für das künstlerische Lehramt an der Akademie der bildenden  Künste, Künstlerin und Kunstvermittlerin. Sie lebt und arbeitet in Wien.

Link zur Audiodatei (MP3, 54:51 Min, 50,2MB)


Bei Sinnen bleiben – Zur Gegenwartsgeschichte des (Frauen-)Körpers

Vortrag von Prof. Dr. Barbara Duden. Dieser fand statt am 27. Januar 2011 und wurde organisiert vom Arbeitskreis que(e)r_einsteigen.

In einem streitbaren Essay argumentierte Barbara Duden (2002) gegen die Forderung des Bundesverfassungsgerichts in der Entscheidung über den Schwangerschaftsabbruch (1993), den sinnträchtigen Menschen durch „ein Leben“ zu ersetzen. Sie wies darauf hin, dass das dem Urteil zugrundeliegende „Körperverständnis“ der Richter auf eine (unkritischen) Übernahme wissenschaftlich-technisch generierter „Tatsachen“ beruhte und auf deren Unkenntnis der Wirkmacht des neuen Mythologems „ein Leben“.

Im Vortrag wird der Einsatz des Rechtes als sozial normierende Instanz, am Beispiel des frühen und späten Schwangerschaftsabbruchs, Thema sein – allerdings hat sich die Zielrichtung der Rechtsprechung verschoben: heute geht es um die Freisetzung der Klientinnen in die Position eines selbstbestimmten Entscheidungsfinders. Die Frage, die  sich daran anschließt, zielt auf die reflexive Symbolmacht dessen, was durch Referenzen auf biomedizinische und verwaltungstechnische Begriffe heraufbeschworen wird. Wie wird das persönliche Selbstgefühl von Frauen (solchen die gerade als „schwanger“ diagnostiziert wurden und solchen, die hochschwanger sind) durch den Zwang zur „Selbstbestimmung“ und zur „Entscheidung“ untergraben?

Zur Person:

Barbara Duden, Historikerin, arbeitete seit langem zur Geschichte der körperlichen (Selbst-)Wahrnehmung, vor allem von Frauen. Sie studierte die Umbrüche zwischen dem somatischen Erleben im frühen 18. Jahrhundert, dem „entitativen Körper“ des Medizinsystems in ihrer Jugend und der Transformation des „Körpers“ von Frauen als Objekt biomedizinischer Forschung in den letzten Dekaden. Im Rahmen ihrer historischen Distanzierung von den Selbstverständlichkeiten der Gegenwart versuchte sie, sich öffentlich einzumischen: zur kränkenden Wirkung der Krebsprävention, zu den pathogenen Folgen des Trainings in Risiko-Bewusstsein, zu den bewusstseinschaffenden Routinen der  pränatalen Beratung, zur Hormonbehandlung – vor allem von älter werdenden Frauen – als Paradigma für ein neues Selbst-Management. In ihren öffentlichen Interventionen wollte Duden auf eine wachsende Gefahr aufmerksam machen: Frauen standen im Zentrum der Medikalisierung der Nachkriegs-Epoche; heute sind sie in Gefahr, die eigentlichen Opfer einer Vermarktung der Wahlmöglichkeiten, der Popularisierung von Risiko-Bewusstsein und des Bedürfnisses nach „Beratung zur Selbstbestimmung“ zu werden. Die ehemaligen Forderungen von Frauen – reproduktive Rechte – verkehren sich mit den Neuen Technologien in Forderungen an Frauen: die „Wahl“ zwischen den technisch und professionell bereit gestellten Optionen.

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Biolgogisches Geschlecht ist gemacht – und das in vielfältigen Ausformungen

Vortrag von Dr. Heinz-Jürgen Voß. Dieser fand statt am 21. Oktober 2010 und wurde organisiert vom Arbeitskreis que(e)r_einsteigen.

Biologisches Geschlecht ist gesellschaftlich hergestellt. Menschen werden in Gesellschaft hineingeboren und lernen in ihr; ihr Denk- und Sagbares ist damit durch Gesellschaft (u.a. Sprache) beschränkt. Das gilt auch für die Rede über „biologisches Geschlecht“.

Die Annahme ist zu verwerfen, dass „biologisches Geschlecht“ außerhalb von Gesellschaft betrachtbar wäre. Auch bzgl. „biologischen Geschlechts“ geht es um Theorien – und diese wandeln sich, u.a. nach gesellschaftlichen Erfordernissen. Das wird in diesem Input deutlich und soll zur Diskussion anregen: Unterschiedliche Theorien über „biologisches Geschlecht“ werden vorgestellt (historisch und aktuell). Deutlich wird, dass nicht nur Argumente der Differenz, sondern auch der Gleichheit zweier Geschlechter in diesen prominent vertreten waren und sind. Sichtbar wird auch, dass Auseinandersetzungen stattfanden und stattfinden, dass also zu keiner Zeit nur eine Sichtweise verbreitet war, sondern Vertreter (später auch Vertreterinnen) verschiedener biologisch-medizinischer Geschlechtertheorien miteinander diskutierten.

Herausgestellt wird für aktuelle biologisch-medizinische Geschlechtertheorien, dass diese zunehmend zu  dem Ergebnis gelangen, dass sich als geschlechtlich betrachtete Merkmale individuell (und im Vergleich verschiedener Menschen: vielgestaltig) ausprägen. So werden mittlerweile biologisch viele Geschlechter denkbar, statt nur zwei oder drei.

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Das ist doch krank – Psychopathologisierung als Normalisierungsmechanismus

Vortrag von Corinna Schmechel. Dieser fand statt im Wintersemester 2013/14 wurde organisiert vom Arbeitskreis que(e)r_einsteigen des Studierendenrates.

Mit dem Erscheinen der neusten Auflage des DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders), des international bedeutsamen psychiatrischen Diagnosehandbuches der American Psychiatric Association, ging ein kritischer Aufschrei durch die Medien, in dem die zunehmende Psychopathologisierung diverser Verhaltensweisen und Charakterzüge beklagt wird. Doch emanzipative Psychiatriekritik setzt nicht erst mit der jüngsten Definition von Schüchternheit als „sozialer Phobie“ an.

Psychiatrisches Wissen ist ein wesentliches Instrument gesellschaftlicher Normierung; psychiatrische Diagnosen definieren Verhalten und Charaktere als „(un)normal“ und_oder „krank“ und wirken dadurch stigmatisierend und bis zur Zwangsbehandlung hin gewaltvoll. Sie sind ein Werkzeug zur Etablierung und Stabilisierung sozialer Ordnung, und damit u.a. des heteronormativen Zweigeschlechtersystems. Psychopathologisierung – das Erklären von Phänomen als Symptom oder gar Kern eines psychischen Defekts – spielt eine große Rolle in der Geschichte der geschlechtlichen und sexuellen Devianz, wie feministische Analysen der Diagnose „Hysterie“, die Kämpfe um die Entpathologisierung von Homosexualität und aktuell um die von Trans*Menschen zeigen.

Im Vortrag soll ein Einblick in die Funktionsweise des psychiatrischen Systems (Diagnostizierung, Einweisungspraxen etc.) vermittelt und die Verwobenheit psychiatrischen Wissens mit gesellschaftlichen Machtverhältnissen aufgezeigt werden. Davon ausgehend wird exemplarisch der Blick auf den Faktor Geschlecht im psychiatrischen Diskurs gelegt. Es wird argumentiert, wie psychiatrisches Wissen einerseits stets durch binäres heteronormatives Wissen vorgeformt ist, und aufgezeigt, wo sich dies in psychiatrischen Diagnosen – von „Hysterie“ bis zur „Geschlechtsidentitätsstörung“ – wiederfindet und durch die Pathologisierung von Nonkonformität reproduziert.

Zur Person:

Cor(inn)a Schmechel studiert Gender Studies in Berlin und ist seit Langem in queerfeministischen und z. T. antipsychiatrischen Zusammenhängen aktiv. Sie schrieb ihre BA-Arbeit an der Universität Potsdam zur Verknüpfung der Psychiatrie mit dem Zweigeschlechtersystem und führte hierzu ein Projekttutorium an der HU Berlin durch.

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Der gesellschaftliche Blick auf Prostitution: Zwischen „Sexarbeit“ und „Ausbeutung“

Vortrag von Sonja Dolinsek. Dieser fand statt am 30. Oktober 2014 und wurde organisiert vom Arbeitskreis que(e)r_einsteigen.

Im Herbst 2014 bereitet die Große Koalition ein neues Prostitutionsgesetz vor, das Prostituierte stärker schützen soll. Nachdem im vergangenen Jahr die Kritik am 2002 verabschiedeten Prostitutionsgesetz laut geworden war, sind sich alle darüber einig, dass dieses Gesetz nicht reicht. Doch wie kann und soll der Staat Prostitution rechtlich angehen?

Soll sie verboten werden? Und wenn ja, wer soll bestraft werden? Die Kunden, Prostituierte oder nur Zuhälter und Menschenhändler? Oder soll Prostitution als Arbeit anerkannt werden, als „Sexarbeit“, so wie es die Prostituiertenbewegung fordert? Oder soll Prostitution vielmehr immer als Form von „Gewalt gegen Frauen“ betrachtet werden, die möglichst abgeschafft werden soll? Die gesellschaftliche Debatte über Prostitution ist geprägt von starken Gegensätzen und Widersprüchlichkeiten, die das Nachdenken darüber nicht einfach machen. Auch die rechtlichen Überlegungen sind durch diese Schwierigkeiten geprägt.

Dieser Vortrag wird eine allgemeine Einführung zum Thema „Prostitution“ liefern und auf unterschiedliche Positionen eingehen. Dabei wird auch die aktuelle politische Debatte berücksichtigt. Moderation: Lisa Bendiek, que(e)r_einsteigen, Halle

Zur Person:

Die Referentin Sonja Dolinsek hat Politikwissenschaft, Philosophie und Geschichtswissenschaften in Bologna, Rennes, Berlin und Providence studiert. Ihre Abschlussarbeit trug den Titel „Die Sozialwissenschaftliche Beobachtung der Prostitution in der Bundesrepublik Deutschland. 1949−1990.“ Sie promoviert aktuell an der Universität Erfurt am Historischen Seminar zur Geschichte transnationaler Prostitutionsdiskurse in internationalen Organisationen und NGOs nach 1945 und ist außerdem Lehrbeauftragte am Institut für Geschichtswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin.

Link zur Audiodatei (MP3, 51 min, 47,5 MB)


Doing Gender, Doing Whiteness, Doing TAB – Queer im Fokus intersektionaler Kritik

Vortrag von Dr. Eske Wollrad. Dieser fand statt am 03. Dezember 2009 und wurde organisiert vom Arbeitskreis que(e)r_einsteigen.

Queere Bewegungen und Theorien, die auf die Dekonstruktion vermeintlich biologisch bestimmter Geschlechter und Sexualitäten zielen, haben nicht nur große Begeisterung ausgelöst, sondern auch kritische Stimmen auf den Plan gerufen. Heute kommen diese nicht mehr nur aus der traditionellen Genderforschung, sondern ebenso aus postkolonialer Theorie wie aus den Disability Studies, die die Normativität des „zeitweise Nicht-Behindertseins“ (temporarlily able-bodiedness – TAB) problematisieren.

Der Vortrag behandelt zum einen die Gemeinsamkeiten der Queer sowie der Critical Whiteness Studies. Der zweite Teil diskutiert die Unterschiede zwischen beiden und die „weißen Flecken“ der Queer Theorien. Im letzten Teil werden grundlegende Kritikpunkte an Queer seitens der Disability Studies vorgestellt, die verdeutlichen, dass sich normative Vorstellungen hinsichtlich des „doing gender“ nur auf in bestimmter Weise konstruierte Körper beziehen.

Link zur Audiodatei (MP3, 38:30 min, 35,2 MB)


Heteronormativitätskritische Filmbildung

Vortrag von Julia Bader. Dieser fand statt am 06. Dezember 2012 und wurde organisiert vom Arbeitskreis que(e)r_einsteigen.

Medienpädagogische Filmbildung hat es bislang versäumt, queer-theoretische Ansätze in der Filmbildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen aufzugreifen. Mit dem Konzept der heteronormativitätskritischen Filmbildung können medienpädagogische Ansätze innerhalb der Filmbildungsarbeit für queer geöffnet werden, was sich insbesondere für subjektbezogene Konzepte von Filmbildung empfiehlt. In dem Vortrag wird das Konzept der heteronormativitäts-kritischen Filmbildung vorgestellt, das eine veränderte Herangehensweise an das Medium Film ermöglicht: Filmische Repräsentation wird als Ort der Reproduktion heteronormativer Strukturen fokussiert und gleichzeitig wird der Frage nachgegangen, inwiefern Interventionen in die symbolische Ordnung durch filmisch vermittelte Formen des Widerstandes aussehen können.

Link zur Audiodatei (MP3, 29:00 min, 22,6 MB)


Intersektionalität und queere Pädagogik – eine Verhältnisbestimmung

Vortrag von Dr. Jutta Hartmann. Dieser fand statt am 04. Dezember 2008 und wurde organsisiert vom Arbeitskreis que(e)r_einsteigen

Intersektionalität steht als relativ neues Forschungsparadigma im Bereich der sozialen Ungleichheitsforschung in enger Verwandtschaft zur queer theory: beide erheben den Anspruch, multiple und konfligierende Kategorisierungsprozesse zu analysieren. Die Frage nach Verbindungen und Trennungen und schließlich nach dem Potential, das beide Ansätze füreinander entwickeln können, soll genauso erörtert werden, wie der Stellenwert von Intersektionalität für eine (queer verstandene) Pädagogik, die unter anderem Normierung und Normalisierung als zentrale Kategorien zu bearbeiten sucht.

Link zur Audiodatei (MP3, 73:37 min, 67,3 MB)


It's all (about) queer. Eine Einführung

Vortrag von Klemens Ketelhut. Dieser fand statt am 01. November 2012 und wurde organisiert vom Arbeitskreis que(e)r_einsteigen des Studierendenrates.

Begrifflich hat queer eine lange Reise hinter sich. Einst als (mehr oder weniger beleidigende) Bezeichnung für Homosexuelle gebraucht, findet sich queer heute im Zusammenhang politischer Interventionen, akademischer Studienprogramme und Publikationsreihen. Die aktuelle Kritik, die queer formuliert, beginnt bei der Analyse von gender und desire und nimmt vor allem normalisierende Prozesse und Fragen nach Identität in den Blick.
Dem eigenen Anspruch nach ist queer verunsichernd und veruneindeutigend, sowohl was den theoretischen als auch den politischen Handlungsbereich angeht.
Um mich dem „Projekt queer“ dennoch zu nähern, werde ich den Vortrag aus zwei Perspektiven anlegen: zum einen werde ich anhand der Frage nach politischen Interventionen im Namen bestimmter Identitätsgruppen die Vorläufer von queer vorstellen und eruieren, welche Entwicklungen als konstitutiv für den „queer moment“ rekonstruiert werden können. Zum anderen werde ich anhand ausgewählter theoretischer Zugänge skizzieren, welche analytischen Möglichkeiten dem queeren Denken innewohnen.

Der Vortrag ist einführend angelegt.

Zur Person:

Klemens Ketelhut, M.A., Heilerziehungspfleger, studierte Ökonomie, Soziologie und Rehabilitationspädagogik und arbeitet seit 2008 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg am Institut für Pädagogik. Mitbegründer von que(e)r_einsteigen. Forschungsschwerpunkte: Historische Bildungsforschung sowie aktuelle Fragen der Gender- und Queerstudies.

Link zur Audio-Datei (MP3, 51 min, 49 MB)


Konstruktiv dekonstruktiv. LSBT und queer in der Aufklärungs- und Bildungsarbeitkonstruktiv

Vortrag von Ammo Recla. Dieser fand statt am 15. Januar 2008 und wurde organisiert vom Arbeitskreis que(e)r_einsteigen.

Welchen Zielen folgen Aufklärungs- und Bildungsarbeit aus einer queeren, d.h. nicht normativer Heterosexualität verpflichteten Perspektive? Geht es vor allem darum, Jugendliche mit der Vielfalt lesbischer, schwuler, bisexueller und transgeschlechtlicher Lebensweisen bekannt machen und damit ihre Bereitschaft zur Akzeptanz zu fördern? Oder steht im Vordergrund, den kritischen Blick auf heteronormative Zurichtungen in der Gesellschaft und die eigene Position darin zu schärfen? Besteht zwischen diesen beiden Anliegen (zumindest tendenziell) ein Widerspruch oder handelt es sich eher darum, Schwerpunkte zu setzen? Wie groß ist die Gefahr, Identitäten zu essenzialisieren, auch wenn sie in Vielfalt präsentiert werden? Und können nicht umgekehrt die konkreten „Anderen“ aus dem Blick geraten, wenn es um eher abstrakte Normierungsmechanismen geht? Welchen Stellenwert haben Begegnungen und Gespräche mit diesen „Anderen“? Wie sind die Fragen nach lsbt Lebensweisen und Kritik der Heteronormativität mit Fragen nach weiteren Formen sozialer Ungleichheit verbunden und wie lässt sich dem pädagogisch-methodisch gerecht werden?

Ammo Recla stellt das eigene Projekt und Arbeitsergebnisse vor und lädt ein zur Diskussion über Ziele und Methodik queerer Pädagogiken.

Link zur Audiodatei (MP3, 50 min, 46MB)


Körper, DNA, Herkunft: Die Konstruktion von Rasse und Ethnizität in neuen populationsgenetischen Verfahren

Vortrag von Dr. Katharina Schramm. Dieser fand statt am 13. Januar 2011 und wurde organisiert vom Arbeitskreis que(e)r_einsteigen.

Nachdem in Biologie und Politik lange Zeit von der genetischen Einheit der Menschheit die Rede war, lässt sich seit der Entschlüsselung des Genoms 2000 eine zunehmende Faszination mit Differenz konstatieren. Dabei wird einerseits das Individuum in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt, andererseits wird auf dessen genetische Gruppenzugehörigkeit verwiesen. Hier erfahren biologische Konzeptionen von ‚Rasse‘ und ‚Ethnizität‘ eine ungeahnte Renaissance, die ich im Rahmen meines Vortrages anhand der populären Praxis des Genetic Ancestry Testing kritisch diskutieren möchte.

Besonders signifikant ist dieses Verfahren im Diaspora-Kontext, wenn hohes emotionales Gewicht auf eine ursprüngliche Herkunft oder Heimatbindung gelegt wird, oftmals aber Unwissen oder Unsicherheit darüber herrschen. Der Herkunftstest verspricht hier genauere Informationen; es handelt sich um eine Art Identitäts-Versicherung auf molekularem Niveau. Der Versuch, symbolische in biologische Verwandtschaft umzuwandeln bzw. eine symbolische Verbindung biologisch zu begründen, wie er im Genetic Ancestry Testing zum Ausdruck kommt, kann nicht isoliert betrachtet werden, sondern ist auf vielfältige Weise in weiter reichende (und historisch gewachsene) Identitätskonstruktionen eingebunden. So basierte die Definition von ‚Rasse‘ und ‚Ethnizität‘ stets auf einem Konglomerat biologischer, politischer und historischer Zuschreibungen. Dennoch markiert die  Substanzialisierung von Beziehungen auf genetischem Niveau, wie sie im Ancestry Testing zum Ausdruck kommt, eine qualitative Differenz zu bisherigen Entwicklungen, da sie Biologie in Verbindung mit Technologie zum Fundament kultureller Identität erklärt und die Naturwissenschaft zum Garanten sozialer Beziehungen erklärt. Diesen Zusammenhang gilt es folglich näher auszuloten.

Link zur Audio-Datei (MP3, 42 min, 41 MB)


Körpermodifikationen in BDSM und queerer Kultur – Kritische Gedanken zur Ethnisierung der Ästhetik und der Rassialisierung des Körpers.

Vortrag von Dr. Christian Klesse. Dieser fand statt am 12. Dezember 2008 und wurde organisiert vom Arbeitskreis que(e)r_einsteigen des Studierendenrates.

Techniken der Körpermodifikation wie z.B. piercing, tattooing, stretching, scarification, usw. spielten eine besondere Rolle in sex-positiven, schwulen, lesbischen, queeren und/oder BDSM Zusammenhängen lange bevor manche dieser Techniken populärer wurden. Studien zur jüngeren Geschichte der Körpermodifikation in westlichen Ländern gestehen lesbischwulen und BDSM erotischen Szenen durchaus eine VorreiterInnerolle zu. In BDSM und queeren Kontexten sind Körpermodifikationen oft Teil erotischer oder sexueller Praxis oder Darstellung. Für viele bestehen auch Anknüpfungspunkte zu Fragen der persönlichen Identität. Bezugnahme auf ‚ethnisierte Praxen‘- auf rituelle Inszenierungen der Körpermodifikation oder kulturell spezifische Formen des Designs – sind oft explizit. Der Vortrag beschäftigt sich mit den vielfältigen Arten auf welche Körpermodifikationen als ‚transgressiv‘ beschrieben werden. Das Interesse gilt insbesondere den diskursiven Momenten, in welchen (queere) Grenz-überschreitung sich in ethnisierten oder rassialisierten Konnotationen präsentiert. Gegenwärtige Körperkunst und radikale Körpermodifikation bedient sich oft aus dem Repertoire des Mythos vom ‚Primitiven‘, einem kolonialen und postkolonialen imaginären Konstrukt, in welchem Körper und Sexualität mit ‚Race‘ verschmelzen. Die unachtsame Reproduktion neo-primitiven Gedankenguts verweist auf Grenzen hinsichtlich des progressiven Potentials gegenwärtiger sex-radikaler queerer Bewegungen. Die Ethnisierung oder Rassialisierung des Transgressionsmodelles findet seine Fortsetzung auf der Eben der Queeren Theorie. Der Vortrag führt mich somit von einer Diskussion bestimmter Praxen der Körpermodifikation zu einer grundlegenden Kritik (queerer) Transgressionskonzepte.

Link zur Audio-Datei (MP3, 66 min, 61 MB)


Liebe ist… Artikulationen von Unbestimmtheit(en)

Vortrag von Dr. Kerstin Jergus. Dieser fand statt am 24. Januar 2013 und wurde organisiert vom Arbeitskreis que(e)r_einsteigen des Studierendenrates.

Liebe ist … Drei kleine Pünktchen verlangen, ersetzt und besetzt zu werden – wie könnte sich diesem Anreiz entzogen und wie könnte diese Ersetzung je abgeschlossen werden? Die Kombination von Offenheit der drei Pünktchen und dem ‚Willen zum Wissen‘ (Foucault) im bestimmenden „Ist“ eröffnet einen Raum des Sprechens, der Unbestimmtheit gleichzeitig einfordert und verschließt. Dass die Liebe nicht in einem Begriff aufgeht, scheint ein Konsens, der sich im Sprechen über Liebe schnell herstellt. Zugleich ist es eben diese ‚Un-Bestimmbarkeit‘ von Liebe, welche immer neue Bestimmungsversuche anreizt. Die Figurationen des Liebesdiskurses werden in diesem Spannungsfeld zwischen Unmöglichkeit und Notwendigkeit von Bestimmung unter Rückgriff auf poststrukturalistische Perspektiven analysiert.

Vor diesem Hintergrund interessiert dann auch die übergreifende Frage, wie Sprache welche Wirklichkeiten schafft und welche Bestimmtheitseffekte damit einhergehen. Nicht zuletzt also läuft die Auseinandersetzung mit den Artikulationen von Unbestimmtheit(en) im Sprechen über Liebe auf die Frage hinaus, welche Sprache wir sprechen und von welcher Sprache wir gesprochen werden.

Zur Person:

Kerstin Jergus lehrt und forscht an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg im Arbeitsbereich „Bildungstheorie und kulturwissenschaftliche Bildungsforschung“ u.a. zu Fragen im Zusammenhang von Bildungstheorie, Subjektivierung, soziale Ordnung, Bildungsforschung und Poststrukturalismus.

Link zur Audiodatei (MP3, 47:59 Min, 44MB)


Männlichkeitsentwürfe und (Hetero-)Sexismus im deutschsprachigen Rap

Vortrag der Rapper*innen Sookee & Refpolk. Dieser fand statt am 20. April 2013 und wurde organisiert vom Arbeitskreis que(e)r_einsteigen des Studierendenrates.

Link zur Audio-Datei    (MP3, 120 min, 116 MB)


„Maskulismus“ – organisierter Antifeminismus im deutschsprachigen Raum

Vortrag von Andreas Kemper. Dieser fand statt am 17. Januar 2013 im Rahmen der Vorlesungsreihe que(e)r_einsteigen des Studierendenrates.

Seit zehn Jahren organisiert sich im deutschsprachigen Raum vorwiegend im Internet ein neuer moderner Antifeminismus. Die Protagonist_innen – hauptsächlich Männer – arbeiten an einer „männerrechtlichen/maskulistischen“ Ideologie, nutzen aber vorwiegend  den Antifeminismus als Vereinigungsideologie (Hinrich Rosenbrock). Seit  zwei Jahren finden neben den Internetaktivitäten auch Antifeminismus-Kongresse in der Schweiz und Männerrechtskongresse an der Uni Düsseldorf statt. Spätestens seit dem Anschlag von Anders Behring Breivik in Norwegen versucht sich ein Teil der Maskulisten um den Publizisten Arne Hoffmann vom rechtspopulistischen Maskulismus abzuheben, indem eine „linke Männerpolitik“ propagiert wird, die in ihrem Kern allerdings anti-emanzipatorisch bleibt und die seit über dreißig Jahren bestehende profeministisch bzw. geschlechterdemokratisch ausgerichtete Männerbewegung ignoriert. Maskulisten dominieren die Kommentarseiten der Online-Auftritte von Tageszeitungen und Wochenmagazinen. Sie stellen als feministisch ausgemachte Journalist_innen, Wissenschaftler_innen und Politiker_innen im Internet an den Pranger und organisieren das Veröffentlichen von Frauenhausadressen, die sie als „Horte des Männerhasses“ bezeichnen. Im August 2012 reagierte Wikipedia auf eine maskulinistische Kampagne gegen Autorinnen.

Der Vortrag gibt einen Einblick in die Männerrechtsszene und lädt  ein, den Umgang mit den Methoden des modernen Antifeminismus zu diskutieren.

Zur Person:

Andreas Kemper, Soziologe, war in den 1990er Jahren in der Männerbewegung, -therapie, -forschung aktiv. Seit 2000 theoretische und  praktische Arbeiten gegen Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft. Seit 2005 aktiv bei Wikipedia zum Themenbereich Diskriminierung.

Link zur Audio-Datei    (MP3, 53 min, 51 MB)


Mein Ein und Alles? Zur (De)Konstruktion romantischer Liebe

Vortrag von Gesa Mayer. Dieser fand statt am 14. Januar 2016 im Rahmen der Vorlesungsreihe que(e)r_einsteigen des Studierendenrates.

„Sind zwei zuviel, um frei zu sein? Oder brauch‘ ich Dich, um ich zu sein?“ So fragte einst die Musikgruppe Blumfeld* – und ist mit derlei Zweifeln sicher nicht allein. Wobei zumindest aus Perspektive des romantischen Liebesentwurfs die erste Frage klar zu verneinen, die zweite hingegen entschieden zu bejahen wäre – sofern es sich bei der/dem Angesungenen auch wirklich um die Richtige bzw. den Einen handelt. Denn erstens gelten dem Diskurs der romantischen Liebe „zwei“ als exakt die geeignete Anzahl, um ein – in der Regel heterosexuelles – Paar zu konstituieren, das gemeinsam den Zumutungen und Banalitäten des Alltags zu entfliehen vermöge und sich dabei, von schicksalshaft-leidenschaftlicher Anziehung beflügelt, auch über die eine oder andere gesellschaftliche Konvention hinwegsetzen könne. Und zweitens seien wahre Ich-Identität und Selbstverwirklichung nur in (dem Streben nach) Verbindung bzw. Verschmelzung mit dem/der Liebsten zu haben, durch die ich und mein kleines Leben erst vollständig und glanzvoll werden. Dieser romantischen Erzählung des Sich-Findens in Komplementarität scheint ein Glücksversprechen innezuwohnen, das allen feministischen, kapitalismus-, hetero- und mono-normativitäts-kritischen Einwänden, allen Klagen über die gegenwärtige Verkitschung, Kommerzialisierung und Trivialisierung des ‚ursprünglichen‘ Romantik-Konzepts sowie allen aktuelleren sozialwissenschaftlichen Studien, die das Ideal ewiger Treue als in der Praxis kaum tragfähig ausweisen, zu trotzen imstande ist.
Der Vortrag begibt sich auf einen skeptischen Streifzug durch die Konstruktionsprinzipien, Verheißungen und (Droh-)Kulissen romantischer Liebe und zeigt, dass diese nicht nur tragende Säulen gesellschaftlicher Mono-Normativität bilden, sondern dass sie sich auch – teils geringfügig modifiziert, teils in subversiv-aneignender Neubestimmung – in manchen Beziehungsskripten der Polyamory wiederfinden. Dabei wird deutlich, dass die Denkfiguren der Dichotomie, des Mangels und der Tiefe sowohl Anhaltspunkte für eine Erklärung der Wirkmächtigkeit der Romantik als auch für ihre Dekonstruktion bieten.

* Textzeile aus dem Blumfeld-Stück Von der Unmöglichkeit „Nein“ zu sagen, ohne sich umzubringen, erschienen auf dem Album Ich-Maschine (1992).

Zur Person:
Gesa Mayer ist Dipl.-Soziologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg. Für ihr Dissertationsprojekt forscht sie zu Beziehungs- und Begehrenskonzepten dies- und jenseits der Monogamie-Norm.

Link zur Audiodatei    (MP3, 1:21 Std., 74,8MB)


MonoPoly: Monogamie-Norm und Polyamory auf dem Spielfeld der Besitzansprüche, der Aushandlungsprozesse und des Bekanntgehens

Vortrag von Gesa Mayer und Robin Bauer. Dieser fand statt am 01. Dezember 2011 im Rahmen der Vorlesungsreihe que(e)r_einsteigen des Studierendenrates.

„Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende…“ Das selbstverständlich zu zweit und in aller Regel auch heterosexuell. Das Lebenskonzept der monogamen Zweierbeziehung ist weit verbreitet und wird nur selten infrage gestellt, obwohl man angesichts der hohen Zahl von sogenannten Seitensprüngen in angeblich monogamen Beziehungen von einer Doppelmoral sprechen muss. Doch nicht nur Heterosexuelle sehen in dieser Art des Zusammenlebens oftmals den einzig „richtigen“ Weg, glücklich zu werden. Auch viele lesbischwule Menschen reproduzieren die scheinbar selbstverständliche Idee der romantischen Zweierbeziehung, wie beispielsweise die Verlagerung des Schwerpunkts schwul-lesbischer Politik auf die Forderung der „Homo-Ehe“ in den 1990er Jahren  verdeutlicht. Zwar ist die sogenannte offene Beziehung in Teilen der schwulen Subkultur eher die Norm als sexuelle Exklusivität, diese stellt jedoch die Vorstellung, es gebe den einen richtigen Partner, kaum  infrage.

Auf der Grundlage ihrer empirischen Forschung stellen Gesa Mayer und Robin Bauer in ihren Vorträgen der Norm der Monogamie die Vielfalt der in unserer Gesellschaft tatsächlich gelebten Beziehungsformen entgegen. Sie zeigen, dass die Monogamie-Norm maßgeblich auf einer Logik des Mangels und der Konkurrenz basiert, und wie einige Bestandteile der Norm auch im Leben von Polyamorist_innen gleichzeitig wirkungsmächtig bleiben und unterwandert werden. So zeichnen sie ein realistisches Bild der Möglichkeiten und Grenzen alternativer Beziehungskonzepte jenseits der Logik von „Mangel-Erscheinungen“ und „heimlichen Affären“.

Link zur Audio-Datei (MP3, 67 min, 64 MB)


Normalabweichungen. Warum es normal ist, dass es Abweichungen von der Norm gibt

Vortrag von Prof. Dr. Ulrich Bröckling. Dieser fand statt am 23. Oktober 2008 im Rahmen der Vorlesungsreihe que(e)r_einsteigen.

Soziale Normen reglementieren, indem sie festlegen, was Menschen tun und lassen sollen. Statistisch erfasste Normalitäten geben an, was Menschen tatsächlich tun und lassen. Soziale Normen schaffen Erwartbarkeit durch Regeln, die alle kennen und anerkennen (auch wenn sie sie im Einzelfall brechen); Normalität schafft Erwartbarkeit durch Orientierung an Häufigkeitsverteilungen. Beide produzieren diskursiv Wirklichkeiten und Identitäten. Mit der zunehmenden Verdatung der Gesellschaften, abzulesen an den inflationären Meinungsumfragen, psychologischen Tests,  Evaluationen usw., gewinnt die Orientierung am statistisch Normalen ein immer größeres Gewicht. Normalität wird selbst zu einer sozialen Norm zweiter Ordnung. Wir leben im Zeitalter des Normalismus. Weil alle wissen, was in einem bestimmten Bereich als normal gilt, versuchen alle ihr Verhalten danach auszurichten. Umgekehrt ist Denormalisierungsangst, die Sorge aus der Zone der Normalität herauszufallen, vielleicht die Grundangst der Moderne. Oder hat sich das Verhältnis heute umgekehrt: Ist die Abweichung von der Normalität inzwischen selbst zur sozialen Norm geworden? Ist „Otto Normalabweicher“ (Jürgen Kaube) die Leitfigur der Gegenwart?

Link zur Audio-Datei (MP3, 46 min, 44 MB)


Postkoloniale feministische Kritik und transnationale Feminismen

Vortrag von Elisabeth Fink. Dieser fand statt am 23. Oktober 2008 im Rahmen der Vorlesungsreihe que(e)r_einsteigen.

Obgleich von einer einheitlichen postkolonialen feministischen Theorie aufgrund der Heterogenität ihrer Vertreterinnen und theoretischer Zugänge nicht gesprochen werden kann, lassen sich zwei dominante Stoßrichtungen postkolonialer feministischer Kritik ausmachen. Zum einen werden Leerstellen innerhalb postkolonialer Theoriebildung durch feministische Analyse aufgedeckt. Zum anderen werden feministische Mainstream-Theorien durch eine Sensibilität gegenüber Strukturkategorien wie race und class sowie den unterschiedlichen Vergesellschaftungen von Frauen vor dem Hintergrund des Kolonialismus herausgefordert. Ein zentrales Anliegens stellt hierbei die Einforderung der Reflexion über die essentialistische Konstruktion der ‚Dritten-Welt-Frau’ durch westliche Feministinnen dar. Folglich forderten postkoloniale Kritikerinnen einen Zugewinn an Sensibilität und Komplexität in transnationaler feministischer Analyse und politischer Praxis ein und bewirkten somit grundlegende Kurskorrekturen.

Der Vortrag wird die Grundzüge dieser Kritik nachzeichnen und anhand des Beispiels transnationaler Feminismen einen Überblick über die Vielfältigkeit postkolonialer feministischer Theorie geben.

Zur Person:

Elisabeth Fink studierte Politikwissenschaft, Pädagogik und Geschichte in Southampton und Frankfurt am Main. Gegenwärtig arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Arbeitsbereich Gender und Postkoloniale Studien im Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt.

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Queere Interdependenzen statt Intersektionalität

Vortrag von Dr. des Elahe Haschemi Yekani und Beatrice Michalis. Dieser fand statt am 21. Januar 2010 im Rahmen der Vorlesungsreihe que(e)r_einsteigen.

In unserem Vortrag möchten wir uns mit der Beziehung zwischen Queer Theory und Intersektionalität auseinandersetzen, die trotz offensichtlicher Parallelen zwischen beiden kritischen Bewegungen eine schwierige bleibt. Während beide Forschungsfelder über das gemeinsame Interesse an der Analyse multipler und konfligierender Prozesse der Identitätsformation miteinander verbunden werden können, werden sie durch eine doppelte Leerstelle getrennt: Erstens gibt es eine gewisse Vernachlässigung von Sexualität in den Intersektionalitätstheorien der Gender Studies. Zweitens lässt sich ein fortgesetztes Schweigen zu Intersektionalität in einer vorwiegend weißen Genealogie von Queer Theory beobachten. Kritische, vor allem anglo-amerikanische Perspektiven wie z. B. Queer of Color Critique und Queer Diaspora Critique, Queer Disability und Transgender Studies wie auch Queer Jewish Studies und Queer Class Ansätze haben dieses theoretische Dilemma aufgegriffen und die Debatte hin zu einem multidimensionalen queeren Verständnis von Identitätskonstruktion geöffnet. In dem Vortrag versuchen wir, einen imaginären ‚Trialog’ zu organisieren zwischen, erstens, den anglo-amerikanischen Formulierungen von intersektionalen und multidimensional queeren Perspektiven, zweitens, deutschen Versionen und Umarbeitungen dieser ‚reisenden’ Theorien in dis/simultanen Zeitrahmen, soziokulturellen Räumen sowie, drittens, unserem Vorschlag einer queeren Interdependenz als korrektiver Methodologie und reflexiver Perspektive auf die praktischen und epistemologischen Grenzen beider theoretischer Kulturen, d.h. Intersektionalität und Queer Theory. Aufgrund unserer Verortung in spezifischen akademischen Kulturen kommen die zu diskutierenden Beispiele hauptsächlich aus deutschen und anglo-amerikanischen Kontexten.

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Rassifizierung + Behinderung geteilt durch Sexualität = hä?

Vortrag von Christiane Hutson. Dieser fand statt am 17. Dezember 2009 im Rahmen der Vorlesungsreihe que(e)r_einsteigen des Studierendenrates.

Die Verwobenheit von Rassismus, Ableism und HeteroSexismus ist keine scheinbar schwer zu lösende Rechenaufgabe, sondern etwas, das unseren Alltag bestimmt. In diesem interaktiven Vortrag wird den theoretischen wie alltäglichen Aspekten dieser Verwobenheit in drei Schritten nachgegangen. Im ersten Teil wird ein Konzept vorgestellt, das Versklavung, Genozid und Orientalismus als drei Säulen weißer Vorherrschaft versteht. HeteroSexismus ist dabei die politisch-soziale Organisationsform, die durch Versklavung, Genozid und Orientalismus weiße Vorherrschaft aufrecht erhält. Der zweite Teil des Vortrags stellt die Frage, wie Ableism (strukturelle Behindertenfeindlichkeit) innerhalb der rassistischen Praxen Versklavung, Genozid und Orientalismus zum Tragen kommt. Im dritten Teil werden beide Schritte mit der Frage zusammengeführt, warum die Reflexion von HeteroSexismus unerlässlich ist, um der unauflöslichen Verwobenheit von Rassismus und Ableism in unserem Alltag auf die Spur zu kommen.

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„Reclaiming the F-Word“ – Strategien im Kampf gegen Gewichtsdiskriminierung

Vortrag von Dr. Friedrich Schorb. Dieser fand im Rahmen der Vorlesungsreihe que(e)r_einsteigen des Studierendenrates.

Diskriminiert und stigmatisiert werden in westlichen Gesellschaft Menschen, deren Gewicht, in aller Regel nach oben, von dem abweicht, was gesellschaftlich als normal definiert wurde. Dabei ist zu beachten, dass das, was als normal wahrgenommen wird, vom jeweiligen historischen, gesellschaftlichen und kulturellen Kontext ebenso abhängig ist wie von der Schicht- und Geschlechtszugehörigkeit der Betroffenen.

Gewichtsdiskriminierung wird durch diejenigen Akteure aus Medizin, Psychologie und den Sozialwissenschaften, die mit der Bekämpfung von „Übergewicht“ beschäftigt sind, zwar bedauert, aber – anders als andere Diskriminierungsformen – als unvermeidbare und somit als quasi natürliche Folge des Körpergewichts angesehen. Das liegt daran, dass Adipositas als ein medizinisches Problem gerahmt wird, als eine Abweichung von einem unter naturwissenschaftlichen Prämissen als gesundheitlich optimal eingestuften Körpergewicht, das mit medizinischen Mitteln wiederhergestellt werden müsse. In der öffentlichen Meinung gilt ein als zu hoch empfundenes Körpergewicht dagegen weniger als medizinisches Phänomen, denn als Zeichen einer Charakterschwäche mit fatalen Folgen für die Gesundheit der Betroffenen, das Gesundheitssystem und langfristig für den gesamten Wirtschaftsstandort.

Diskutiert werden soll vor diesem Hintergrund, mit welchen Strategien und Argumentationsmustern Aktivistinnen und Aktivisten der „Fat Acceptance-Bewegung“  für Gewichtsakzeptanz argumentieren und welche Parallelen es zwischen Gewichtsdiskriminierung und anderen Diskriminierungsformen gibt.

Zur Person:

Friedrich Schorb hat Soziologie, Geschichte und Arbeitswissenschaften an den Universitäten Bremen und Pamplona (Spanien) studiert. Er war wissen- schaftlicher Mitarbeiter im Projekt „Übergewicht und Adipositas bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen als systemisches Risiko“ am Zentrum für Sozialpolitik (ZeS) der Universität Bremen. Seit 2009 arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Studiengang Public Health der Universität Bremen und hat zum Thema „Die ‚Adipositas-Epidemie’ als politisches Problem. Gesellschaftliche Wahrnehmung und staatliche Intervention“ promoviert.

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Schwarzer Feminismus in Deutschland – Black Feminism is not white feminism in Black face

Vortrag von Sabine Mohamed. Dieser fand statt am 15. Januar 2015 und wurde organisiert vom Arbeitskreis que(e)r_einsteigen.

«Das, was wir jetzt Community nennen, war wie ein Zug, der immer länger und schneller wurde und nicht mehr so einfach in eine Richtung zu steuern war.» (Piesche 2012: 25)

Schwarze lesbische Aktivistinnen haben in den achtziger Jahren eine zentrale Rolle in der Formierung einer Schwarzen Bewegung und des Schwarzen Feminismus in Deutschland eingenommen. Sie stellten nicht nur die Frage nach einer community (Gemeinschaft), sondern auch das Konzept einer globalen Schwesternschaft in Frage. Gleichwohl prägte die amerikanische «black feminism» Bewegung und Theorieproduktion den Diskurs innerhalb des Schwarzen Feminismus in Deutschland. Darunter zählt vor allem der Austausch mit Audre Lorde und die Beschäftigung mit afroamerikanischen Denkfiguren wie bell hooks, Patricia Hill Collins und Angela Davis.
Dennoch läuft das Konzept einer globalen Schwesternschaft Gefahr die Kategorie «Frau» als normativen und partikularen Charakter zu repräsentieren. Tatsächlich werden die unterschiedlichen Lebensrealitäten zu einem Hintergrundrauschen. Die Verschränkungen von sozialen und strukturellen Ungleichverhältnissen in einem rassistischen System werden dabei übersehen. «Black Feminism is not white feminism in Black face» (Audre Lorde), die Kritik von Schwarzen an weiße Feministinnen war eben jenes Festhalten an einem feministischen Narrativ «der weißen Frau» als universelle Kategorie. Darüber hinaus hat Schwarzes feministisches Denken auch das Wissensarchiv bereichert, indem es das systematische Nicht-Wahrnehmen von marginalisierten Geschichten Schwarzen Lebens in der Republik wieder sichtbar(er) gemacht hat.
Der Vortrag wird folgende Aspekte diskutieren: den Schwarzen Feminismus in Deutschland, den Einfluss des «black feminism» aus den USA auf die deutsche Bewegung sowie auf die Frage wie feministische Bündnisse zwischen Schwarzen und weißen Feminist_innen aussehen können, um einen gesellschaftlichen Wandel herbeizuführen.

Zur Person:

Sabine Mohamed ist seit Oktober 2014 Doktorandin am Max-Planck-Institut zur Erforschung multiethnischer und multireligiöser Gesellschaften in Göttingen. Sie studierte Politische Wissenschaft, Islamwissenschaft und Ethnologie in Heidelberg, volontierte bei der Neuen Zürcher Zeitung in Zürich und ist Autorin auf dem größten deutschsprachigen feministischen Gemeinschaftsblog Mädchenmannschaft. Sie bloggt über feministische, queere und anti-rassistische Themen.

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Sexualisierte Diskriminierung & Gewalt an Wissenschaftsinstitutionen. Prävalenz, Formen & Auswirkungen eines globalen Phänomens

Vortrag von Dr. Heike Pantelmann. Dieser fand statt am 28.10.2020 in der Themewoche #MeToo in der Wissenschaft?!.

Sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt kommt in allen gesellschaftlichen Bereichen vor. Auch und gerade Wissenschaftsinstitutionen als Studien- und Arbeitsorte mit einer hierarchischen, von Abhängigkeiten geprägten Struktur sind nicht frei von solchen Übergriffen. Solche Vorkommnisse werden jedoch häufig negiert, da sich die Institutionen selbst als weitestgehend  diskriminierungsfreie Orte der Forschung, Lehre und kritischen Reflektion verstehen. Gerade deswegen fällt eine Thematisierung und Sichtbarmachung des Problems schwer. Um das Phänomen besser verstehen und bekämpfen zu können, ist eine Untersuchung des spezifischen Kontexts der Organisation und ihrer Funktionsweisen notwendig. Das transnationale Forschungsprojekt „Sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt im Hochschulkontext“ erforscht Prävalenz, Formen und Auswirkungen von sexualisierter Belästigung, Diskriminierung  und Gewalt im Hochschulkontext sowie strukturelle Implikationen. Dazu kooperiert das Margherita von Brentano Zentrum der Freien Universität Berlin mit Partneruniversitäten aus Costa Rica, Ecuador, Indien, Japan, Kolumbien, Mexiko, Peru und Südkorea. Neben den jeweiligen nationalen Kontexten soll im Rahmen der Forschungskooperation sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt an Hochschulen insbesondere auch als globales Phänomen in den Blick genommen werden. An allen Partneruniversitäten werden Umfragen zum Thema durchgeführt und die Ergebnisse in regelmäßigen Projekttreffen diskutiert. Anliegen des Projekts ist es auch die Sichtbarkeit des Themas an der Universität zu erhöhen. Der Vortrag gibt Einblicke in das Themenfeld des Forschungsprojektes: Welche Prävalenz, Formen und Auswirkungen von sexualisierter Belästigung, Diskriminierung und Gewalt gibt? Welche gesellschaftlichen und organisationalen Handlungsoptionen und Herausforderungen bestehen?

Zur Person:

Dr. Heike Pantelmann ist Geschäftsführerin des Margherita von Brentano Zentrums (MvBZ) der Freien Universität Berlin (seit 2019), Frauenbeauftragte des MvBZ (seit  2015) und Mitglied des Frauenrates der FU Berlin (seit 2015). Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Gender, Diversity und Diversity Management; Geschlechterverhältnisse, Macht und Herrschaft in Organisationen sowie sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt im  Hochschulkontext.

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Sex und Nicht/Behinderung? „Queer Theory meets Disability Studies“

Vortrag von Ira Schumann. Dieser fand statt im Wintersemester 2013/14 im Rahmen der Vorlesungsreihe que(e)r_einsteigen des Studierendenrates.

„Behinderung“ gilt häufig noch als Defekt, als Makel, den es zu beheben oder wenigstens zu kaschieren gilt. Diese Perspektive versuchen die Disability Studies zu verändern: Viele Vertreter_innen dieser Denkrichtung sehen „Behinderung“ und das (häufig unsichtbare) vermeintliche Gegenteil „Nichtbehinderung“ als Konstrukte und „Nicht/Behinderung“ somit als eine soziale Kategorie, die – ebenso wie bspw. „Geschlecht“ – der Hierarchisierung der Gesellschaft dient und deren aktuelle Inhalte das Ergebnis eines historischen Prozesses sind. Ähnlich wie im Bereich der Queer Theory liegt der Fokus vieler Arbeiten, die sich in die Disability Studies einordnen, auf Themen wie Körper und (der Dekonstruktion von) Normalität bzw. Normalitätsvorstellungen.

Im Rahmen des einführenden Vortrags werde ich auf die Entstehungs- geschichte, auf verschiedene Perspektiven und zentrale Debatten innerhalb der Disability Studies näher eingehen. In einem nächsten Schritt thematisiere ich Parallelen, Überschneidungen und Unterschiede zwischen Disability Studies und Queer Theory und frage danach, welche Leerstellen jeweils sichtbar werden, wenn beide Diskussionsfelder aufeinandertreffen.

Zur Person:

Ira Schumann studierte Rehabilitationspädagogik und Hispanistik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Nach dem Studium arbeitete sie in zwei Forschungsprojekten mit dem Schwerpunkt Schulentwicklung/ Organisations- entwicklung (an der MLU und der Universität Ulm). In ihrer Dissertation erforscht sie den Umgang mit Unterscheidungspraktiken in einer integrativen Grundschulklasse. Forschungsschwerpunkte: Ethnographie, Kindheitsforschung, Disability Studies

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Sex und Staat – Warum interessiert sich der Staat für unsere Weichteile?

Vortrag von Prof. Dr. Rebecca Pates. Dieser fand statt am 20. November 2008 im Rahmen der Vorlesungsreihe que(e)r_einsteigen des Studierendenrates.

Geschlecht bezeichnet (auch) ein System an Unterscheidungen (Frauen mögen Kinder, Männer Autos; Frauen sind zickig, Männer haben schlechte Laune usw.), durch welche eine gewisse Ordnung geschaffen wird. Diese Ordnung bestimmt unsere Wahrnehmungen und unseren Alltag und ist relativ stabil. Sie lässt sich insbesondere dann schwer ändern, wenn sie institutionalisiert ist: das Geschlecht eines Menschen wird immer auch in Ausweisen genannt. Warum und welche Folgen dies hat, soll hier anhand von Beispielen aus der Rechtswirklichkeit (Heteronormativität und Intersexualität) analysiert werden.

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Trans Geschichte. Jahrhunderte des Widerstandes

Vortrag von alma Roggenbuck. Dieser fand statt am 15. Mai 2020 im Rahmen des FEMINISMEN Festivals Online Edition.

Wir sind kein Trend, kein vorübergehendes Phänomen, keine Instagram-Seuche. Geschichten von denen, die schon da waren, bevor es nur noch zwei Geschlechter gab, und denen, die kämpfen, bis es uns geben darf. Weil Zukunft Erinnerung braucht, und weil es verdammt viele verdammt coole trans Leute gab. Weil unsere Geschichte kennenzulernen bedeutet, unsere Existenz anzuerkennen.

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Unentscheidbarkeit und Geschlecht. Die Stimme des Poststrukturalismus in der Queer Theorie

Vortrag von Prof. Dr. Christiane Thompson. Dieser fand statt am 13. Dezember 2019 im Rahmen der Vorlesungsreihe que(e)r_einsteigen des Studierendenrates.

Der Vortrag macht es sich zur Aufgabe, in zentrale Gedanken poststrukturalistischen Philosophierens, wie sie für die queer studies bedeutsam geworden sind, einzuführen und im Hinblick auf ‚Geschlecht‘ zu diskutieren. Leitend ist dabei die These, dass die Überlegungen Derridas, Foucaults und Butlers nicht der ‚Fundamentierung‘ von Queer Theorie dienen, sondern dass diese Überlegungen auf Öffnungen und kritische Sichtung der sozial konstituierten und historisch veränderlichen Verhältnisse angelegt sind. Ausgehend von Butlers Analysen zur Heteronormativität folgt der Beitrag zwei Spuren: zum einen dem Gedanken der Normalisierung (Foucault) und zum anderen dem Differenzdenken (Derrida). Beide Spuren weisen in die Richtung, die Queer Theorie im Lichte des ‚Politischen‘ zu sehen: Wie lässt sich ‚Geschlecht‘ als unentscheidbar verstehen, um Normalisierungen zu durchbrechen und andere Deutungen von Begehren, Sexualität etc. hervorzubringen?

Zur Person:

Christiane Thompson, Erziehungswissenschaftlerin an der Martin-Luther-Universität, arbeitet zu Fragen der Bildungstheorie und kulturwissenschaftlichen Bildungsforschung. In der bildungsphilosophischen Studie „Bildung und die Grenzen der Erfahrung“ (2009) arbeitet sie über eine Lektüre von Adorno und Foucault heraus, inwiefern Bildung als mögliche Selbstveränderung mit der Konfrontation der ‚Grenzen der eigenen Welt und der eigenen Position in dieser Welt‘ zusammenhängt. Christiane Thompson gibt gemeinsam mit Alfred Schäfer die Reihe „Pädagogik – Perspektiven“ beim Schöningh Verlag heraus, in der für das Soziale und das Pädagogische zentrale Konzepte wie ‚Anerkennung’ und ‚Gewalt’ theoretisch erschlossen und kritisch diskutiert werden.

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Unlikely Couples? Queere Inszenierungsstrategien und maskulinistische Musik-Subkulturen

Vortrag von Dr. Dunja Brill. Dieser fand statt am 18. November 2009 im Rahmen der Vorlesungsreihe que(e)r_einsteigen des Studierendenrates.

Ausgehend von einer Darstellung subversiver queerer Strategien der Selbstinszenierung wird mein Vortrag unerwarteten Verbindungslinien zwischen solchen Strategien und typischen Inszenierungspraxen als homophob und sexistisch verschriener Musikszenen nachspüren. Industrial, eine Art Maschinenmusik, und Extreme Metal, eine extreme Spielart des Heavy Metal, sowie die sie umgebenden Subkulturen sind zweifellos stark maskulin und heteronormativ geprägt. Werden solche Szenen und ihre Musik in Bezug zu queerer Theorie und Praxis gesetzt, erwartet man ein Schwarz-Weiß-Bild: einen Vergleich zwischen queeren Inszenierungsstrategien als ironisch-subversiver Drag versus Inszenierungsstrategien des Industrial und Extreme Metal als maskulinistisch-reaktionärer ‘Anti-Drag’. Eine differenzierte empirische Analyse der Inszenierungspraxen beider Lager zeigt jedoch überraschende strukturelle Parallelen zwischen gemeinhin als progressiv geltenden queeren Praxen und den häufig gewaltvoll, martialisch und hypermaskulin wirkenden Inszenierungen der untersuchten Musikszenen. An die Stelle des erwarteten Schwarz-Weiß-Bildes tritt so eine Zeichnung mit vielen Graustufen, die im Hinblick auf gängige Konzepte und Strategien queerer Subversion einige Fragen aufwirft.

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Über die Erfindung des Gleichheits- und Differenzfeminismus

Vortrag von Dr. des. Cornelia Möser. Dieser fand statt am 15. November 2012 im Rahmen der Vorlesungsreihe que(e)r_einsteigen des Studierendenrates.

Differenz- und Gleichheitsfeminismus sind zentrale Kategorien für das Erzählen der Geschichte feministischen Denkens. Durch eine historisierende Dekonstruktion, welche einer Reihe ausgewählter theoretischer Wanderungsprozesse nachgeht, soll die Entstehung dieses Antagonismus zunächst nachgezeichnet und schließlich kritisiert werden. Dabei werden vor allem die produktiven Aspekte von theoretischen Wanderungen und kulturellen Übersetzungsprozessen eine Rolle spielen. Maßgeblich im Dreieck Frankreich, USA und Deutschland haben sich im Zuge mehrerer zum Teil überkreuzter Rezeptionsprozesse Narrative über  feministische Theorie entwickelt, welche die tatsächlichen Antagonismen, Konflikt- und Spannungslinien nicht zu erzählen helfen, sondern stattdessen vielmehr verschleiern. Vor allem die Schriften von Simone de Beauvoir, Luce Irigaray, Monique Wittig, aber auch Judith Butler spielen für diese theoretischen Wanderungs- und Rezeptionsprozesse eine zentrale Rolle. Kontrastiert werden sollen diese Analysen mit der Frage nach der Bedeutung globalisierter Wissensproduktion für mindestens ehemals emanzipatorische Theorie- und Kritikgebäude. Welches sind die heute wirkmächtigen Kriterien, denen sich eine institutionalisierte queerfeministische Forschung unterwerfen muss? Welches könnten alternative Formen emanzipatorischer und kritischer Wissensproduktion sein? Welche Rolle spielt Übersetzung darin?

Zur Person:

Cornelia Möser hat in Gender Studies und Politikwissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin studiert und der Université Paris 8 promoviert. Ab Oktober 2012 ist sie als Forscherin am Centre National de Recherche Scientifique (CNRS) in Paris tätig. Ihre Dissertation erscheint im Herbst 2012 bei den Editions des Archives Contemporaines.

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VerQueert Denken – Normalität(en) hinterfragen

Vortrag von Prof. Dr. María do Mar Castro Varela. Dieser fand statt am 22. Oktober 2009 im Rahmen der Vorlesungsreihe que(e)r_einsteigen.

Was ist eine „heterosexuelle Matrix“? Was ein „Raster der kulturellen Intelligibilität“? Queer Studies sind voraussetzungsvoll. Gleichzeitig stellen sie eine Perspektive dar, die nicht nur das Denken schult, sondern dasselbe eben nötigt anders zu denken.
Seit den 1990er Jahren etablierten sich Queer Studies nach und nach in der anglophonen Hochschullandschaft und auch im deutschsprachigen Raum sind sie nicht mehr aus den Gender Studies wegzudenken. Im Vortrag sollen einige der Herausforderungen queeren Denkens vorgestellt und darüber hinaus Queering als permanent-kritischer Prozess dargelegt und zur Diskussion gestellt werden. Ein Fokus wird dabei auf die Verbindung zur Postkolonialen Theorie gelegt. Womit deutlich gemacht werden soll, inwieweit Sexualitätsdiskurse internationale Macht- und  Herrschaftssysteme (etwa Imperialismus aber auch Migrationsregimes) etablieren halfen und bis heute stabilisieren. Und warum Rassismus und heteronormative Reproduktivität aufs engste miteinander verlinkt sind.

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Von Ausgehverboten zu Slutwalks: Gender, Sexualität und Körper in der Konstruktion und Politisierung von (urbanen) Räumen

Vortrag von Dr. Imke Schmincke. Dieser fand statt am 20. Oktober 2011 im Rahmen der Vorlesungsreihe que(e)r_einsteigen.

Seit einiger Zeit wird in der Soziologie auch über stadtsoziologische Perspektiven hinaus der Raum neu diskutiert. Dabei deutet ein sozialwissenschaftliches Verständnis Raum als Produkt sozialer Praxis. Raum wird also erst in Handlungen, durch Gegenstände und Menschen produziert. Dass damit aber auch soziale Ordnungen mit produziert werden, ist Thema des Vortrags, der zunächst eine Einführung in aktuelle Raum-Konzepte geben wird, um dann das Verhältnis von Raum, Körper und Sozialem am Beispiel der „Gefährlichen Orte“ zu verdeutlichen. Am Schluss sollen aus der hier vorgestellten Perspektive Fragen nach der Bedeutung von Geschlecht und Sexualität für die Produktion, Stabilisierung und evtl. Unterminierung von Räumen aufgeworfen und an aktuellen Beispielen diskutiert werden.

Imke Schmincke, Dr., hat in Hamburg und Brighton Soziologie im Hauptfach und in den Nebenfächern Politische Wissenschaft, Psychologie und Neuere Deutsche Literatur studiert. 2007 Promotion in Hamburg mit einer Arbeit zu „Gefährliche Körper an gefährlichen Orten. Eine Studie zu Körper, Raum und Marginalisierung“. Seit 2009 Mitarbeiterin an der LMU München am Institut für Soziologie, Schwerpunkt Allgemeine Soziologie und Gender Studies. Aktuell: Projekt zu der zweiten und dritten Welle der Frauenbewegungen.

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Von „Damentoiletten“, After Shaves, Sonnencremes und gegenderten Schlafsackkomforttemperaturen oder: Was hat nonverbale Kommunikation mit Geschlecht zu tun?

Vortrag von Prof. Dr. Lann Hornsteidt. Dieser fand statt am 17. Februar 2011 im Rahmen der Vorlesungsreihe que(e)r_einsteigen.

Was haben Schlafsackkomforttemperaturen  mit nonverbaler Kommunikation und Gender zu tun? Und inwiefern sind Sonnencremes nonverbale Kommunikation? In dem Vortrag werde ich aufzeigen, wie Gendervorstellungen durch nonverbale Kommunikation – Bewegungen, Abstand, Gerüche, Blicke, Kleidung, Raumaufteilungen usw. – hergestellt werden: Gibt es zwei Geschlechter, die unterschiedlich hoch sprechen, schnell laufen und unterschiedliche Kleidungsvorlieben haben? Werden Gendereindeutigkeiten und -brüche über genau diese Kommunikationsformen hergestellt? Zusätzlich zu der Herleitung einer konstruktivistischen Sichtweise auf sowohl nonverbale Kommunikation als auch Gender werde ich deutlich machen, dass es Gender nicht losgelöst von anderen sozial relevanten Identitäts- und Wahrnehmungsformen gibt wie beispielsweise Race, Sexuality, Alter. Der Vortrag sensibilisiert für die Macht sprachlicher Handlungen und fordert Vorstellungen naturalisierter, monolithischer Zweigeschlechtlichkeit heraus.

Lann Hornscheidt ist seit 2006 Professorin für Gender Studies und skandinavistische Linguistik am Zentrum für Transdisziplinäre Geschlechterstudien der Humboldt-Universität Berlin. Zuvor war sie Professorin für Schwedische Sprache an der Hochschule Södertörn in Stockholm und Gastprofessorin in Örebro und Graz.

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Warum sich gesellschaftliche Verhältnisse nicht dekonstruieren lassen: Eine an Marx und Foucault orientierte Kritik an queer

Vortrag von Dr. Tove Soiland. Dieser fand statt am 25. Januar 2011 im Rahmen der Vorlesungsreihe que(e)r_einsteigen des Studierendenrates.

Geschlechterverhältnisse lassen sich ebenso wenig dekonstruieren wie  Produktionsverhältnisse. Mit dieser These tritt der Vortrag einer allzu  simplen Vorstellung von der politischen Veränderbarkeit  gesellschaftlicher Verhältnisse entgegen, wie sie sich im Umfeld der  US-amerikanischen Cultural Studies entwickelt hat, in deren Tradition auch die Queer-Theorie  steht. In einem lediglich vermeintlichen Rekurs auf den französischen  Poststrukturalismus erscheinen gesellschaftliche Verhältnisse hier als  primär durch Bedeutung konstituiert und darum auch auf der Ebene der  Bedeutung verschiebbar. Produktionsverhältnisse und die dazugehörigen  Subjektivierungsweisen, so wird der Vortrag argumentieren, lassen sich  aber als Bedeutungsfestschreibungen nicht nur nicht beschreiben. Im  Rahmen dieser kulturalistischen Umdeutung des historischen Materialismus  kann auch nicht mehr verstanden werden, dass das – aus dieser  Perspektive subversiv erscheinende – Instabilwerden von Identitäten zu  den veränderten Produktionsbedingungen des spätkapitalistischen  Akkumulationsregimes gehört. Dieser „kultureller Materialismus“ wird  deshalb weder Marx Kritik der politischen Ökonomie noch Foucaults  Spätwerk, das als Adaption des Marxismus für spätkapitalistische  Gesellschaften gelesen werden kann, gerecht, sondern vergibt vielmehr  deren gesellschaftskritisches Potential.

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Was ist kritisch an der ‚kritischen Männlichkeitsforschung‘?

Vortrag von Philippe Greif. Dieser fand statt im Wintersemester 2013/14 im Rahmen der Vorlesungsreihe que(e)r_einsteigen des Studierendenrates.

Der Verdacht, anti-feministische Forschung zu treiben, ist quasi ein Generalverdacht gegen männliche Wissenschaftsproduktion, der sich im Laufe feministischer (Wissenschafts-)Kritik als überaus berechtigt erwiesen hat. Doch in den 1970er Jahren entwickelten sich innerhalb des geschlechterpolitischen Diskurses die „Critical Men’s Studies“ als Bestandteil einer interdisziplinären kritischen Erforschung der Geschlechterverhältnisse. Wie steht es also um das Verhältnis von Männern, Männlichkeit und Wissenschaft? Was ist eigentlich kritisch an der „kritischen Männlichkeitsforschung“? Was sind ihre zentralen Ansprüche? Geht es dabei um Männer oder um Männlichkeit? Und was hat das eigentlich alles mit Feminismus zu tun? Oder wäre eine berechtigtere Frage: Hat das wirklich alles immer mit Feminismus zu tun? Der Vortrag gibt einen Einblick in die Entstehung u. Entwicklung „kritischer Männlichkeitsforschung“, kritisiert die aktuelle Schlagseite des Diskurses und diskutiert konzeptionelle Reflexionen und Erweiterungen.

Zur Person:

Philippe Greif studierte Politikwissenschaft, Soziologie und Friedens- u. Konfliktforschung an der Philipps-Universität Marburg und der Universidad de Buenos Aires und arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft und dem Zentrum für Gender Studies und feministische Zukunftsforschung an der Philipps-Universität Marburg. Gegenwärtig promo- viert er im Fach Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München zu Männlichkeitskonstruktionen im Kontext urbaner Jugendaufstände in Frankreich.

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Wer sind ‚wir’ Kritiker_innen des Subjekts – und was können ‚wir’ wollen?

Vortrag von Dr. Hanna Meißner. Dieser fand statt am 30. Januar 2014 im Rahmen der Vorlesungsreihe que(e)r_einsteigen des Studierendenrates.

Das autonome, vernunftbegabte, selbst-identische Subjekt, das als Garant von Erkenntnis fungiert und selbstbestimmt über sein Handeln verfügt, befindet sich in einer anhaltenden Krise. Nicht zuletzt von feministischer (und) poststrukturalistischer Seite wurde dieser emphatische Subjektbegriff in Frage gestellt und als euro- und ethnozentrisches Phantasma kritisiert.
Was bedeutet aber eine solche Subjektkritik? Zielt sie darauf, dass es ein autonomes Subjekt nie gegeben hat? War es ein Irrtum oder eine ideologische Verblendung? Oder geht es darum, dass sich die gesellschaftlichen Verhältnisse derart verändert haben, dass es nun (in der ‚Postmoderne’) kein autonomes Subjekt mehr gibt?
Und welche Konsequenzen hat die fundamentale Infragestellung des autonomen Subjekts für (queere) Politik?
Wie lassen sich Kritik- und Handlungsfähigkeit, wie lässt sich Verantwortung denken, ohne dass ein vorgängiges, intentionales Subjekt vorausgesetzt wird? Wer kritisiert dieses Subjekt eigentlich überhaupt – und von welcher Position aus?
Um diese Fragenkomplexe anzugehen, erscheint es sinnvoll, Judith Butlers Hinweis aufzunehmen, dass etwas (fundamental) in Frage zu stellen nicht heißen muss es als Irrtum oder als unwirklich zu verwerfen: Das (autonome) Subjekt ist zugleich phantasmatische Gestalt und wirkmächtige Realität.
Anhand der Arbeiten von Butler, Foucault und Marx werden zunächst die Bedingungen einer historischen Konstellation skizziert und in der Autonomie (als Verleugnung fundamentaler Abhängigkeiten) eine Bedingung subjektiver Handlungsfähigkeit dargestellt. Anschließend soll darauf eingegangen werden, inwiefern eine Kritik, die an der Gewaltsamkeit dieser Verleugnung ansetzt, eine immanente Kritik ist; eine Kritik, die konstitutiv in die Bedingungen verhaftet ist, gegen die sie sich richtet.
Gayatri Spivak und Donna Haraway aufgreifend ließe sich sagen, dass die Figur des Subjekts etwas ist, was ‚wir’ nicht begehren können – und dennoch kritisieren müssen.

Zur Person:

Hanna Meißner ist derzeit wissenschaftliche Mitarbeiter_in am Zentrum für Interdisziplinäre  Frauen- und Geschlechterforschung (ZIFG) an der TU Berlin. Sie hat an der FU Berlin Soziologie, Politikwissenschaften, Psychologie und Niederlandistik studiert und wurde an der HU Berlin promoviert.

Link zur Audio-Datei    (Soundcloud, 43 min)

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