Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Illustration: Eva Feuchter

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Forschungsprojekte

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Diese Seite bündelt Forschungsvorhaben an der MLU, die einen Bezug zu den Themen Diversität, Chancengleichheit und Antidiskriminierung haben. Sie macht sie damit sichtbar und erleichtert die Vernetzung. Die Seite befindet sich noch im Aufbau und wird fortlaufend ergänzt.

Sollte ein Ihnen bekanntes Angebot in der Übersicht fehlen, schreiben Sie uns gern eine mit den zugehörigen Informationen.

Forschungsschwerpunkt "Gesellschaft und Kultur in Bewegung"

Die Wohnsituation von Asylsuchenden in Leipzig. Eine Ethnographie der kommunalen Asyl- und Sozialpolitik

Promotionsprojekt von Stefanie Adamitz

In meiner Forschung will ich den Umgang mit verschiedenen Formen und Möglichkeiten der Unterbringung von Asylsuchenden in Leipzig im nationalen Kontext von Asyl- und Sozialpolitik untersuchen. Ich möchte das Spannungsverhältnis von Rechtsnormen und Rechtsumsetzungen analysieren und noch weiter auffächern: Durch die Überlagerung von kommunalen, landes- und nationalen Gesetzen und Auslegungsweisen, wird der ohnehin vorhandene Interpretationsspielraum bei der Rechtsanwendung im Alltag noch ergänzt durch einen eher institutionellen Spielraum auf der kommunalen bzw. städtischen Ebene: Welche Regulierungen und Konzepte formuliert die Stadt Leipzig für sich, wenn bestehende Rechtstexte (z.B. AsylVfG) auslegungsbedürftig sind, das heißt interpretierbare Passagen innehaben? Wie wird die gewählte Rechtsinterpretation von Kommunalpolitikern in der Öffentlichkeit diskutiert? An welchen Stellen werden besondere Abweichungen thematisiert, wo verschwiegen? Wie wird dieses Thema medial aufbereitet und welche gesellschaftlichen Effekte kann man in der Stadt beobachten?

Neben diesen Fragen, die die Entstehung von konkreter Asylpolitik im kommunalen Bereich betreffen interessiert mich außerdem die Anwendung  dieser Regulierungen vor Ort. Meine Forschungsorte werden daher zwei  Asylunterkünfte in Leipzig sein und darin insbesondere die Schnittpunkte zwischen institutionellen Vorgaben und den Menschen, die sich entlang dieser bewegen: Das heißt vor allem in den Büros der Sozialarbeiter_innen, aber auch in Kontakt mit anderen Akteuren wie dem  Sicherheitspersonal, Heimleiter_innen, Ehrenamtlichen.

Epistemic Inter_Actions – Translating at the Seams of Disability Discourse and Advocacy

Promotionsprojekt von Daniel Pateisky
Laufzeit: 2012–2017

Das Ziel, welches dieses Forschungsunternehmen sich setzt, ist die Untersuchung von Fragen sprachlichen Ausdrucks hinsichtlich ‚Behinderung’, der Entwicklung und des Wandels, den dahinter liegende Auffassungen durch die Arbeit von Behindertenrechtsorganisationen durchlaufen. Einer der zu untersuchenden Hauptfokusse hierbei ist zu beobachten, wie in der Konvention zu den Rechten von Menschen mit Behinderungen der Vereinten Nationen (UNCRPD/BRK, 2006) verwendete Konzepte ins Leben gerufen wurden und steten Wandel in ihrem sozial-semantischen Gehalt durch ihre Übersetzung in unterschiedliche Sprachen erfahren. Entsprechende Schwerpunkte finden sich in der Struktur und Etablierung sprachlicher Normen, die aus Verhandlungsprozessen unter AkteurInnen im Feld der Interessensvertretung tätig sind.

Formales und informales Migrationsmanagement in Italien. Lokale, nationale und transnationale Faktoren

Promotionsprojekt von Lucia Facchini

Internationale Migration bringt vielschichtige gesellschaftliche und juristische Herausforderungen mit sich. Auf Makroebene verbindet sie unterschiedliche politische und legale Systeme, was Kontrolle durch die nationale Souveränität in Frage stellt. Deutlicher als jedes andere transnationale Phänomen enthüllt gerade die Migration jene Ergebnisse, die eine territoriale Abspaltung auf die Bewahrung von Menschenrechte, Hilfeleistung und Repräsentanz hat. Auf Mikroebene muss eine Gemeinschaft, die Migrationsprozesse erlebt, das kollektive und private Handeln in praktisch jedem Aspekt des Zusammenlebens anpassen. Obwohl vieles dieses Handelns auf Basis der Rationalität der unterschiedlichen  Akteure erklärt werden kann, darf die Rolle der Identitätsmuster nicht unterschätzt werden. Identitätsmuster bedeutet hier die soziokulturelle Begründung sozialen Vertrauens und der Unterstützung oder des Widerstands zu Normen und Vorgehensweisen. Identität liegt hierbei als individuelle psychologische Sphäre außerhalb des vorliegenden Studiums.

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Gender and Presence in urban public spaces in Iran

Promotionsprojekt von Babak Hassanzadeh

The research project investigates the relation between gender and presence in urban public spaces in Iran. Public spaces are traditionally thought of as communal social spaces that can be freely and also legally accessed by all citizens, regardless of their social and gender identity. These spaces peopled by a broad range of participants with diverse reasons for occupying them, are the context through which everyday life flows and are considered to be places where citizens can show their presence in the city. Indeed, they are the field of everyday life and social interactions. This research works on gender differences in access to urban public spaces in Iran within a qualitative framework, in which grounded theory and objective hermeneutics will be the two main research methods for analysing the data, gathered using different methods such as observation, interview, and photography.

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Jüdische Liturgie als Spiegelbild der deutsch-jüdischen Geschichte und des Selbstbildes jüdischer Gemeinden im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert

Promotionsprojekt von Ramona Wöllner

Forschungsgegenstand der Dissertation ist das Gebet für den König. Mit seinen zwei Bedeutungsebenen als Fürbitte für das Wohlergehen des nichtjüdischen Königs und der Formulierung messianischer Erlösungshoffnungen für das jüdische Volk trägt das Gebet eine Spannung in sich. Diese Ambivalenz ist im 19. Jh. für das deutsche Judentum von höchster Brisanz: auf der einen Seite stehen die Emanzipations- und Integrationsbemühungen der jüdischen Bevölkerung, auf der anderen Seite suchen geschichtsphilosophische, politische und antisemitische Modelle Juden aus der deutschen Bevölkerung auszuschließen. Das Gebet für den König reflektiert in seiner Entwicklung während des Jahrhunderts mehrere Faktoren: Erstens, das jüdische Verständnis vom deutschen Staat und der Position des Judentums in ihm. Zweitens wollen die Autoren der Gebetsfassungen die Integrationsfähigkeit unter Beweis stellen. Drittens werden neue Identitätsmodelle in Abgrenzung zu anderen jüdischen religiösen Gruppen in das Gebet hineingelegt.

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Legal and Medical Approaches to Genital Modifications and Implications for Human Rights

Promotionsprojekt von Jeanise Dalli

This research project builds upon the empirical findings from a  socio-legal study on the regulatory approach, adopted by legislators and  policy-makers in Malta, for prosecuting traditional body practices  involving modifications to the female genitalia – today, widely known  as, ‘Female Genital Mutilation’ (FGM). This study delved into the  advantages and disadvantages of criminalisation as a regulatory strategy  to address this phenomenon and it also analysed the text of the Maltese  provision on FGM in the Criminal Code of Malta. A comparison was also  conducted between the Maltese criminal provision and the applicable  criminal provisions in Italy, the UK, France, Canada and the US (Federal  law).

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Semiotization of visual art in cinema

Promotionsprojekt von Elmnaz Shahbali

Elmnaz Shahbali is a PhD candidate at the Graduate School “Society and Culture in Motion” and at the School of Philology, Communication Studies and Music of the Martin Luther University Halle-Wittenberg. She graduated from the University of Tabriz, Iran, in 2011 with an undergraduate degree in English Language and Literature. In 2017, she received her Master’s degree in Intercultural Anglophone Studies from the University of Bayreuth, Germany. She has worked as a student assisstant for Prof. Dr. Susan Arndt at BIGSAS in 2014 and 2016 and at the ALA in 2015. Elmnaz’s Ph.D project attempts to theorize (semioticize) the Visual Arts in Queer Cinema. Her fields of interest include British Literature, Feminism, Queer Studies, Film Studies, and Semiotics.

Through the lens of DIGITAL CITIZENSHIP: opportunities and challenges of new technologies for the inclusion of indigenous peoples in Latin America

Promotionsprojekt von Catarina Woyames

Participation can present particular challenges in the case of peoples whose communities have been dispersed and integrated into the political structures of states, which is the case of indigenous peoples in Latin America. This includes, among other things, voting, membership of a political party, and standing for election. And more than the theoretical principle of participation, effective participation is important for other political and civil rights, as well as economic, social, and cultural rights. As one of the forms of participation, the right of political participation for indigenous peoples is the rights of self-determination, equality and non-discrimination, formulated under UNDRIP and UNPFII. In that sense, digital technologies prove to provide a way for indigenous peoples to communicate among themselves, spread their culture and also to promote citizenship in the sense that they give voice to their own activities and to discuss the intersection between their culture and non-indigenous contexts, beyond television and radio diffusion. The use of digital technologies as tools for indigenous peoples to assert their rights to political participation is a relatively recent phenomenon. To investigate its legal basis and practical implications, the relevant aspects have to be considered via a composite approach assessing a range of international principles and rights and all the normative sphere in Bolivia and Brazil legal order. The legal engagement of the context of Bolivia and  Brazil, together with anthropology, sociology and legal theory is indispensable for the better understanding of how the new technologies are changing the political participation and what are/will be the juridical consequences for democracy. In sum, represented here by legislation, doctrines and jurisprudential examples, the research I am conducting is interested in finding answers to what are the juridical consequences of the legislation about digital citizenship as democratic tool among indigenous peoples and whether it is changing one of the strongest fundamental rights for democracy: the political participation.

Institut für Hochschulforschung (HoF)

Gender Pay Gap bei Leistungsbezügen in der W-Besoldung

Forschungsprojekt 2017–2019
Mitarbeiter*innen: Anke Burkhardt, Florian Harrlandt, Jens Schäfer

Es ist statistisch vielfach belegt, dass in Deutschland ungeachtet langjähriger gleichstellungspolitischer Bemühungen nach wie vor Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern (Gender Pay Gap) bestehen, die sich nicht allein durch Unterschiede bezüglich des Beschäftigungsumfangs oder des Qualifikationsniveaus erklären lassen. In  wie weit der Gender Pay Gap auch im öffentlichen Dienst bei der höchstqualifizierten und hochselektiven Gruppe der Professorinnen und Professoren eine Rolle spielt und welche Gründe dafür ausschlaggebend sind, soll im Rahmen einer vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur in Auftrag gegebenen Studie geklärt werden. Untersuchungsgegenstand sind die Leistungsbezüge in der W-Besoldung auf Basis anonymisierter Rohdaten, die von den Hochschulen bereitgestellt werden. Im Anschluss an die statistische Analyse wird in einem dialogorientierten Verfahren unter Einbeziehung der Hochschulen die Vergabepraxis einer qualitativen Untersuchung unterzogen. Geplant sind Sondierungsgespräche mit den Gleichstellungsbeauftragten, leitfadengestützte Interviews sowohl mit Hochschulleitungen als auch mit Professorinnen und Professoren sowie eine Einordnung der Befunde in den institutionellen und gleichstellungspolitischen Kontext.

Interdisziplinäres Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA)

Aufgeklärter Kolonialismus

Forschungsprojekt von Dr. Damien Tricoire und Prof. Dr. Andreas Pečar

Seit mehreren Jahrzehnten diskutieren Ideenhistoriker, Philosophen, Historiker und Philologen die Frage, ob in der Aufklärung die Ursprünge des modernen Kolonialismus zu suchen sind. Auf der einen Seite glauben postkoloniale Autoren, dass der aufklärerische Rationalismus nichteuropäische Kulturen delegitimierte. Auf der anderen Seite verteidigen andere Forscher zumindest manche philosophes, denen sie teilweise sogar das Prädikat verleihen, Antikolonialisten gewesen zu sein.

Im Projekt „Aufklärerischer Kolonialismus“ wird stärker als bislang der Zusammenhang zwischen intellektueller, sozialer und politischer Geschichte untersucht. Es erforscht die Positionierung von Akteuren im imperialen Feld, ihre Selbstdarstellungen und Ansprüche. „Aufklärung“ wird dabei als der Anspruch verstanden, zum Fortschritt beizutragen.

Das Projekt untersucht nicht nur die Stellungnahmen von intellektuellen Eliten europäischer Städte, sondern widmet seine Aufmerksamkeit den Transfers zwischen Weltregionen. Die Interaktionen zwischen Eliten der Mutterländer und der Kolonien sowie zwischen Europäern und Nichteuropäern stehen im Fokus des Interesses.

Falsche Freunde. War die Aufklärung wirklich die Gründungsepoche der Moderne?

Forschungsprojekt von Prof. Dr. Andreas Pečar und Dr. Damien Tricoire

In zeitgenössischen Debatten in der politischen Öffentlichkeit wird die Aufklärung immer wieder gerne als Argument angeführt, sei es im Zusammenhang mit einem möglichen EU-Beitritt der Türkei oder jüngst wieder nach den Pariser Attentaten gegen Charlie Hebdo. Unsere Vorstellungen von Demokratie und Menschenrechten, von der Gleichheit der Geschlechter und dem Selbstbestimmungsrecht aller Völker werden dabei zurückgeführt auf den Kampf der Philosophen des 18. Jahrhunderts, die  für diese Werte gestritten und gekämpft hätten.

Dies glauben nicht nur Journalisten und Politiker: Auch Aufklärungsforscher suchen in der Epoche Voltaires und Kants nach der Entstehung der Moderne. Sie streiten allerdings darüber, ob die Aufklärung eher für die Segnungen oder aber für die Missstände in der Gegenwart verantwortlich sei. Über die fundierende Bedeutung der Schriften und der Ideen der Aufklärung besteht aber ein breiter Konsens.

Doch stimmt das wirklich? Haben die Aufklärer die modernen Wertvorstellungen der liberalen Demokratie erfunden und propagiert? Haben sie, wie andere behaupten, den modernen Rassismus, Sexismus und Kolonialismus erfunden?

Falsche Freunde ist eine Streitschrift, die mit dieser gängigen Sicht, wonach die Aufklärung die modernen Wertvorstellungen hervorgebracht habe, aufräumt. In sechs Kapiteln zu den Themen der Geschichts-, der Toleranz-, Rassen- und Geschlechterkonzeptionen sowie der Haltungen zur Sklaverei und zum Kolonialismus zeigen die Autoren, dass die Philosophen des 18. Jahrhunderts andere Ziele und Erwartungshorizonte vor Augen hatten, als sowohl die Aufklärungsfreunde wie ihre Kritiker ihnen nachträglich unterstellen. Die Aufklärung erscheint viel fremder – und überraschender.

Gegenwartsbedeutung der Aufklärung

Forschungsprojekt
Projektleitung: Prof. Dr. Jörg Dierken, Prof. Dr. Daniel Fulda

Aufklärung über Aufklärung. Dass und inwiefern die aktuellen Debatten um die Bedeutung der Aufklärung für unsere Kultur aufklärungsgeschichtlicher Kompetenz bedürfen.

Mit prominenter Stimme wurde jüngst mehrfach angemahnt, dass das Erbe der Aufklärung zu den Grundlagen unserer westlich-liberalen Gesellschaft und Kultur zählt und zu bewahren sei. Zentrale Stichworte lauten in diesem Zusammenhang: Toleranz - nicht nur in religiösen Dingen –, Offenheit für Pluralismus, Resistenz gegen Fundamentalismus, Umgang mit Chancen und Herausforderungen der Globalisierung, Verantwortung von und für Europa, Freiheit und  Gleichheit – insbesondere im Blick auf die Geschlechter. Hintergrund hierfür ist, dass zentrale Elemente des Aufklärungserbes wie der  Universalismus des Menschheitlichen, die egalitäre Zuordnung der Geschlechter, die Selbstbestimmung der Individuen, die Religionsfreiheit  u.a.m. gefährdet scheinen oder gar sind. Dazu tragen nicht nur der aggressive Islamismus, sondern auch die Anziehungskräfte autokratischen Denkens in der populistischen Anti-Rhetorik bei. In polemischer Frontstellung gegen die Orientierung von vermeintlich abgehobenen Eliten an jenen aufklärerischen Normen wird - in vorgeblich höherem  demokratischen Gestus – auf 'das Volk' abgestellt. Egalisierende und  antiaristokratische Tendenzen sind dem Aufklärungsdenken keineswegs  fremd, allerdings mit Fluchtlinien zu jenen normativen Ideen. Gegenwärtig kann für manche antiaufklärerische Spitze gar die Aufklärung  selbst in Anschlag gebracht werden, so etwa in den Debatten um den  Islam, der die Aufklärung eben erst zu durchlaufen hätte, um zum vermeintlich aufgeklärten 'Abendland' passen zu können. – Vor diesem  Hintergrund ist heute neu nach dem Verständnis von Aufklärung und den  Konsequenzen aus ihrem Erbe für die Gegenwart zu fragen. Das betrifft  nicht nur Bemühungen um eine Aktualisierung von Aufklärung im Abgleich mit verschiedenen Kritiken oder (Um-)Deutungen, sondern auch  konzeptionelle Entwicklungen in Kultur und Wissenschaft. Und das  erfordert eine Auseinandersetzung mit den Konturen der historischen Aufklärung.

Pietismus – Aufklärung – Mission. Weltkonzepte und Weltaneignungen im 18. Jahrhundert. Das Beispiel Halle

Forschungsprojekt
Projektleiter: Prof. Dr. Daniel Cyranka
Laufzeit: seit 2016

Halle gilt als ein Knotenpunkt und Ausgangsort zweier als "Bewegungen" oder "Strömungen" charakterisierter Phänomene im 18. Jahrhundert: "Pietismus" und "Aufklärung". Während in heutiger Wahrnehmung "Pietismus" in der Regel nicht zuletzt mit christlicher Mission verbunden wird, scheint dies für "Aufklärung" nicht zu gelten. Die postkoloniale Problematisierung "westlicher" Weltkonzepte und Weltaneignungen mit Universalanspruch ist demgegenüber an einer derartigen Unterscheidung weniger interessiert. "Der Westen" steht für beides (und für noch viel mehr).

In historisch und kulturgeschichtlich orientierten Debatten der letzten Jahrzehnte ist eine Dichotomie zwischen "Pietismus" und "Aufklärung" aufgebaut worden, die eine nur "dem Pietismus" geltende Zuschreibung von "Mission" als Konzept bzw. Strategie und Praxis erzeugt.

Ohne Zweifel gab es missionarische Unternehmungen, die als "pietistisch" eingestuft werden können. Allerdings unterliegt diese Klassifizierung einem Paradigma, das weder heutig noch zeitgenössisch, sondern im bzw. seit dem 19. Jahrhundert virulent geworden ist: Mission ist die weltweite Ausbreitungsbewegung des westlichen Christentums. Es ist also zu fragen, welche Konzepte und Aktivitäten von Akteuren und Gruppen des 18. Jahrhunderts, die "dem Pietismus" zugeordnet werden, in diesem Sinne als "missionarisch" gelten können - und welche nicht. Ist die Geschichte der Weltkonzepte und Weltaneignungen "des Pietismus" sinnvoll und vor allem hinreichend unter dem Stichwort "Weltmission" als Erzeugung neuer Kirchen oder Christentümer (resp. Christen) beschrieben? Welche Rolle spielen Aktivitäten wie Natur-, Kultur- und Religionsforschung, die im  Rahmen pietistischer "Mission" zu finden sind?

In derselben Weise ist zu fragen, welche Konzepte und Aktivitäten von Akteuren und Gruppen des 18. Jahrhunderts, die "der Aufklärung" zugeordnet werden, in historischer Perspektive nicht nur vergleichbar, sondern auch konzeptionell, akteursbezogen, wie auch in der zu erhebenden Praxis mit "dem Pietismus" und den oben angedeuteten vielfachen Praxen von Weltaneignung sowie den damit implizierten Weltkonzepten verwoben sind.

Ein entscheidender Marker heutiger Unterscheidungen ist dabei der "religiöse" oder eben nicht "religiöse" oder "post-religiöse" Charakter des Beschriebenen. Welche Rolle spielen Universalisierungskonzepte resp. Universalansprüche? Ist "Aufklärung" im 18. Jahrhundert vielleicht sinnvoll als "missionarische Bewegung" zu beschreiben?

'The best thing we can do for our Indians is to Anglicise them in all agreeable Instances': Aufklärung und Missionen in der Neuen Welt

Forschungsprojekt
Leitung: Dr. Catherine Ballériaux
Laufzeit: 10/2015–10/2018

Das Forschungsprojekt vergleicht Missionen in der Neuen Welt im 18. Jahrhundert und befasst sich mit dem Einfluss der Aufklärung auf solche Missionen. Die Studie des komplexen Verhältnisses zwischen religiösem und aufklärerischem Denken in der atlantischen Welt bringt die intellektuellen und politischen Prozesse, die die aufklärerischen Auffassungen von Mensch und Religion formten, ans Licht.

Vergesellschaftung und Freiheit

Forschungsprojekt
Projektleiter: Prof. Dr. Heinz Thoma

Das Projekt Vergesellschaftung und Freiheit geht von drei Beobachtungen aus. Eine erste besteht darin, dass sich seit dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts die Diagnosen häufen, dass die Art des Wirtschaftens und des Zusammenlebens des westlichen Gesellschaftsmodells an seine Grenzen zu geraten scheint (Club of Rome, Die Grenzen des Wachstums 1972). Eine  andere Bobachtung betrifft die damit zeitlich zusammenfallende Kritik an der Aufklärung, welche von einem Jahrhundert der Emanzipation in ein Jahrhundert der Domestizierung umgedeutet wird, Hauptvertreter dieser Denkrichtung ist Michel Foucault. Gleichsam eine Verkehrung der Ausgangserwartung der bürgerlichen Formation, die bereits Adorno schon vor Foucault, in der Dialektik der Aufklärung, allerdings unter den Prämissen von Faschismus und Kulturindustrie in Gang gebracht hatte. Eine dritte Beobachtung geht schließlich davon aus, dass sowohl das Zeitalter der Aufklärung wie unsere jüngere Gegenwart ihre Infragestellungen des jeweiligen Gesellschaftszustands bzw. ihre Selbstthematisierung im Medium anthropologischer Reflexion vollziehen – mit je unterschiedlichen Grundannahmen zum Verhältnis von Vergesellschaftung und Freiheit und entsprechend unterschiedlich gerichteten geschichtsphilosophischen Prämissen (letztere kennt die Antike nicht): Im 18. Jahrhundert geht es um Freiheitsgewinn, Glücksversprechen und, wenn auch nicht unwidersprochen, um erwartbaren Fortschritt, heute spricht man vom Ende der Geschichte, von Erschöpfung und Depression als epochalem Grundsachverhalt. Es scheint sich in der Aufklärung, wie in der jüngeren Gegenwart jeweils um eine Schwellen- bzw. Krisensituation von hohem Veränderungsbedarf zu handeln, die, was unsere Jetztzeit angeht, dann besonders zutage trat, als die Denkfiguren der Systemauseinandersetzung und des Kalten Krieges in ihrer Legitimation erloschen und als die Reproduktion des planetaren ökologischen Haushalts gefährdet schien. Nun erscheint auch deutlicher noch als zu Beginn der postmodernen Ära die Subjektposition in einer scheinbar unentrinnbaren Dialektik von Freiheit und Zwang gefangen und ist eine Richtung des Geschichtsprozesses nicht mehr zu erkennen.

Interdisziplinäres Zentrum für Pietismusforschung

Gender und Pietismus

Arbeitskreis
Laufzeit: seit 2010

Im Arbeitskreis "Gender & Pietismus" haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen es sich zur Aufgabe gemacht, die kulturelle Setzung und historische Ausprägung von Gender bezogen auf Pietismus zu erforschen. Als ständeübergreifende, in Kernpunkten programmatisch auf Gleichheit ausgerichtete religiöse Reformbewegung eröffnete der Pietismus für Frauen und Männer neue Handlungsspielräume. Pietistische Frömmigkeitspraxis ist im Hinblick auf Hervorbringung, Performanz und mediale Vermittlung geschlechtlicher Markierung genauer zu untersuchen. Genderorientierte Forschungsansätze sind innerhalb der Pietismusforschung Teil der Diskussion über Methoden und Konzepte, die die Einbindung von Frömmigkeitspraktiken in konkrete soziale, kommunikative und politische Handlungszusammenhänge in Abgrenzung zu einem typologischen Pietismusbegriff betont.

Juristische und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät

Die Mutterschaftlerin im Flow

Forschungsprojekt

Laufzeit: April bis August 2019

Mitarbeiterinnen: Prof. Dr. Anne-Katrin Neyer, Dr. rer. pol. Barbara Castrellon Gutierrez, M. Sc. Juliane Müller

Förderung: Finanzierung aus den im Rahmen des Professorinnen-Pro-grammes II eingeworbenen Fördermitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) als fakultätsspezifisches Gleichstellungsprojekt

Im Fokus des anwendungsorientierten Forschungsprojekts steht die Wissenschaftlerin, welche zugleich Mutter ist: Die „Mutterschaftlerin“. Im Rahmen eines Pilotprojekts wird die Produktivität von Mutterschaftlerinnen untersucht sowie Strategien zur Steigerung der Produktivität entwickelt und evaluiert.

Für Mutterschaftlerinnen nehmen insbesondere in Multiteams und im Kontext von institutionenübergreifenden Forschungsprojekten die Herausforderungen der Mehr-Ebenen-Komplexität bezogen auf die Organisation der Arbeits- und Forschungstätigkeit und der Familie zu. Daher stellen sich folgende Forschungsfragen:

  • Welche Rolle spielen familienbedingte Unterbrechungen im Arbeitskontext und wie gehen Mutterschaftlerinnen damit um?
  • Welche spezifischen Alltagssituationen führen zum Sägezahneffekt und (wie) kann diesen vorgebeugt werden?
  • Welche Strategien wenden Individuen und Teams in diesem Kontext an? Welche Anforderungen werden dabei an beteiligte Kooperationspartner/-innen gestellt?
  • Wie kann man in Projektteams Gütekriterien für gute Arbeit entwickeln und welche könnten dies sein?
  • Welche Methoden sind für einen ergebnisorientierten Austausch über gemeinsame Normen und Verhaltensweisen sinnvoll? Kann agiles und mobiles Arbeiten in diesem Zusammenhang eine Lösung sein?

Diese Fragen werden mittels qualitativer Verfahren, im Rahmen von Gruppendiskussionen, teilnehmender Beobachtung und Reflexionstagebüchern, untersucht.

Pornographie und sexuelle Selbstbestimmung

Forschungsprojekt

Leitung: Dr. Anja Schmidt

Das Forschungsprojekt zielt auf eine grundlegende Kritik des Pornografiestrafrechts. Im Zentrum der Argumentation steht die konsequente Gewährleistung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts gem. Art. 2 I, 1 I GG als Recht auf sexuelle Selbstbestimmung Erwachsener und Minderjähriger (in Bezug auf deren Heranwachsen). Zum einen wird der rechtliche Begriff der Pornographie hinsichtlich seiner Bestimmtheit und moralisierender Gehalte problematisiert, um die rechtlichen Regulierungen sexuell expliziter Darstellungen strikt auf den Schutz des Rechtsguts der sexuellen Selbstbestimmung zurückzuführen. Zum anderen werden die den einschlägigen Normen zugrundeliegenden Gefährdungsprognosen anhand der jüngeren empirischen Wirkungs- und Nutzungsforschung und Erkenntnissen der Medien- und Sexualpädagogik für verschiedene Formen der Pornographie daraufhin untersucht, inwieweit das Rechtsgut der sexuellen Selbstbestimmung tatsächlich gefährdet ist. Auf der Basis der so gewonnenen Erkenntnisse wird ein rechtliches Regulierungskonzept für sexuell explizite Darstellungen vorgeschlagen, das konsistent das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung gewährleistet.

Vulnerabilities Under the Global Protection Regime. How Does the Law Assess, Address, Shape and Produce the Vulnerabilities of the Protection Seekers?

Leitung des Landesteilprojekts Deutschland: Prof. Dr. Winfried Kluth (Forschungsstelle Migrationsrecht)
Förderung: EU

'Vulnerability’ is increasingly used as a conceptual tool to guide the design and implementation of the global protection regime, as illustrated by the 2016 New York Declaration for Refugees and Migrants (the ‘New York Declaration’) and the subsequent adoption of the Global Compact for Safe, Orderly and Regular Migration (the ‘Global Compact for Migration’) and of the Global Compact on Refugees. However, ‘vulnerability’ lacks a sharp conceptualisation and still needs to be accompanied by a thorough understanding of its concrete meanings, practical consequences and legal implications. This research project aims to address these uncertainties from a critical and comparative perspective, with a focus on forced migration. It will provide a comprehensive analysis of how the ‘protection regimes’ of select countries address the vulnerabilities of ‘protection seekers’. The select countries are in Europe (Belgium, Germany, Italy, Norway), North America (Canada), the Middle East (Lebanon) and  Africa (Uganda and South Africa). The analysis adopts two different yet  complementary perspectives. First, the way the ‘vulnerabilities’ of the protection seekers are being assessed and addressed by the relevant norms and in the practices of the decision makers will be systematically documented and analysed through a combination of legal andempirical data. Second, the various forms and nature of the concrete experiences of ‘vulnerability’ as they are lived by the protection seekers, including the resilience strategies and how they are being continuously shaped in interactions with the legal frameworks, will be documented and analysed through empirical data collected during fieldwork research. Ultimately, the very notion of ‘vulnerability’ will be questioned and assessed from a critical perspective. An alternative concept, such as ‘precarity’, may be suggested to better reflect the concrete experiences of the protection seekers.

Medizinische Fakultät

GenderMed

Forschungsprojekt 2018

Leitung: Prof. Dr. phil. Gabriele Meyer
Mitarbeiterin: Dipl.-Psych. Katharina Clever

Geschlechtsspezifische Medizin betrachtet Unterschiede zwischen Frauen und Männern bei verschiedenen Krankheiten. Dabei wird sowohl die biologische („sex“; z. B. Reproduktionsorgane, Sexualhormone) als auch die soziokulturelle („gender“; z. B. gesellschaftliche Erwartungen, Lebensstil, Verhalten) Dimension des Geschlechts einbezogen. Beide Dimensionen tragen zu geschlechtsspezifischen Unterschieden bei Erkrankungen (z. B. kardiovaskulären, neurologischen, psychiatrischen) sowie Unterschieden im Gesundheits- und Präventionsverhalten bei. Das Angebot geschlechtsspezifischer Inhalte ist, anders als in mehreren anderen europäischen Ländern, in den medizinischen Curricula in Deutschland sehr heterogen geregelt und nur wenige Medizinische Fakultäten haben bisher geschlechtsspezifische Aspekte in die Lehre integriert. Aktuell kann daher, in Folge mangelnder geschlechtsspezifischer Kompetenzen zukünftiger Ärzte und Ärztinnen, keine geschlechtsspezifische medizinische Versorgung von Patienten und Patientinnen gewährleistet werden. Die in den letzten Jahren gewonnenen empirischen Ergebnisse zu geschlechtsspezifischen Unterschieden z. B. in der Häufigkeit, Wahrnehmung und Ausprägung von Erkrankungen, zur Arzneimittelwirksamkeit (Verstoffwechselung, Nebenwirkungen etc.) oder dem Gesundheitsverhalten müssen systematisch in die medizinische Lehre integriert werden. Unter der Leitung von Prof. Dr. phil. Gabriele Meyer wird von Januar bis Dezember 2018 die Integration von geschlechtsspezifischer Medizin in die Curricula der Studiengänge der Medizinischen Fakultät weiterentwickelt. Im Rahmen des Projekts sollen curricular verankerte Angebote in Form von Unterrichts- und Reflexionseinheiten sowie deren didaktische Beschreibung entwickelt werden.

Philosophische Fakultät I

Bildungsintegration von Kindern und Jugendlichen mit Fluchthintergrund in Deutschland

Forschungsprojekt

Leitung: Dr. Oliver Winkler

Laufzeit: 2021–2026

Förderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung

Die Bildungsintegration geflüchteter Kinder und Jugendlicher gehört zu einer der drängendsten Fragen der Bildungspolitik und stellt das deutsche Bildungssystem vor viele Herausforderungen. Das Forschungsprojekt EDIREG untersucht den Einfluss individuell-familialer Bedingungen und regional variierender Aufnahmekontexte für den Kompetenzerwerb, Bildungsübergänge und -beteiligung geflüchteter Heranwachsender in der Grundschule, Sekundarstufe und bei der beruflichen Bildung.

Diversity Management

Forschungsprojekt

Leitung: Prof. apl. Dr. Lars-Eric Petersen

Demographische Trends in der Bevölkerungsentwicklung (höhere Geburtenraten in Entwicklungsländern, Migration in Industrieländer und steigender Anteil älterer Arbeitnehmer) haben dazu geführt, dass das Angebot auf dem Arbeitsmarkt in steigendem Maße Arbeitskräfte traditionell unterrepräsentierter Gruppen enthält. Immer mehr Unternehmen reagieren auf diese Veränderungen am Arbeitsmarkt mit Diversity Management. Diversity Management zielt darauf ab, die Fertigkeiten und Fähigkeiten eines diversifizierten Personals für das Unternehmen optimal zu nutzen.
Das vorliegende Forschungsprojekt beschäftigt sich mit der Bedeutung von  Stereotypen und Vorurteilen für das Diversity Management. Stereotype  und Vorurteile können zu sehr ernsthaften Arbeitsplatzkonflikten führen, den Talentpool von Unternehmen einschränken und die Arbeitsleistung und die physische und psychische Gesundheit von Mitarbeitern beeinträchtigen. Diese Forschungsprojekt widmet sich daher dem Einfluss von Stereotypen und Vorurteilen auf Wahrnehmung und Verhalten in Organisationen. Außerdem beschreibt es, wie Diversity Manager Stereotypen und Vorurteilen begegnen und erfolgreiches Diversity Management praktizieren können.

Sexualität und Geschlecht im Spiegel der Akten der Universitäts-Nervenklinik Halle (Saale), ca. 1930–1945
Promotionsprojekt von Anton Schulte

Erforscht werden Prozesse, in denen Geschlecht und Sexualität in der Psychiatrie während des Nationalsozialismus ausgehandelt wurden. Konstruktionen von Sexualität und Geschlecht spielten in der Konzeption von psychischen Krankheiten eine gewichtige Rolle. In einer mikrogeschichtlichen Untersuchung werden 30 Patient:innenakten aus der „Universitäts-Nervenklinik“ Halle (Saale) zwischen 1930 und 1945 untersucht. Diese Akten wurden erst 2020 auf dem Dachboden der heutigen „Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie“ gefunden. Bei dem Bestand handelt es sich um 232 laufende Akten aus vier deutschen politischen Systemen zwischen 1890 und 1989.
Folgende Forschungsfragen sind dabei zentral: Wie handelten Patient:innen und behandelndes Personal Geschlecht und Sexualität in der „Universitäts-Nervenklinik“ aus? Wie und zu welchem Zweck wurden Patient:innen eingewiesen und behandelt?
Zur Kontextualisierung der im NS herrschenden Konzepte zu „Homosexualität/en“ werden zudem psychiatrische Zeitschriften, medizinische Handbücher, Encyklopädien und Sexualratgeber in Deutschland zwischen 1919 und 1945 diskursanalytisch untersucht. Welche Aussagesysteme zu „Homosexualität/en“ gab es im medizinisch-psychiatrischen Bereich?
Soziale Diskriminierung durch Individuen und Gruppen

Forschungsprojekt

Leitung: Prof. apl. Dr. Lars-Eric Petersen

Das "Paradigma der minimalen Gruppen" ist ein klassisches und häufig verwendetes experimentelles Paradigma in der Sozialpsychologie zur Untersuchung von diskriminierenden Verhaltensweisen. Bislang wurde das "Paradigma der minimalen Gruppen" nur in Untersuchungen mit Einzelpersonen angewendet.
Der innovative Aspekt der in diesem Forschungsprojekt durchgeführten Experimente liegt nun darin, das "Paradigma der minimalen Gruppen" auf die Gruppenebene zu übertragen, d.h. die innerhalb des  Untersuchungsparadigma geforderten Distributionsentscheidungen nicht mehr von Individuen, sondern von Gruppen treffen zu lassen. Zentrales Anliegen der durchgeführten Untersuchungen ist es dabei, die Bedeutung der Intergruppeninteraktion für den Prozeß der sozialen Diskriminierung  zu untersuchen und die Entscheidungen von Individuen und Gruppen miteinander zu vergleichen. Erklärungen für gefundene Effekte rekurrieren auf die Theorie der sozialen Identität, das Modell des Gruppendenkens und die Theorie der Selbstaufmerksamkeit.

Philosophische Fakultät II

American Missionaries in the Ottoman Empire. An Conceptual Metaphor Analysis of Missionary Narrative, 1820–1898
Promotionsprojekt von Hami İnan Gümüş
This book is a metaphor based analysis of the texts produced by the missionaries of the American Board of Commissioners for Foreign Missions in the Ottoman Empire between 1820-1898. It explores the conceptual metaphor networks inherent to the official missionary discourse. The explication of these networks uncovers how the missionaries defined and depicted themselves and what they encountered. Being a synthesis of literary studies, linguistics, cultural history, and religious studies the work analyzes the missionary narrative in its historical context by applying literary, narratological, and linguistic tools.

Behinderung – Drama – Gesellschaft. Die Behindertenrechtsbewegung und Behinderungsrepräsentationen im Drama in den 1980er und 1990er Jahren in der deutschen Literatur
Promotionsprojekt von Toni Müller

Behinderung zählt seit jeher zu den wichtigsten Motiven in der Literatur. Es ist ein Motiv, das Literatur und Gesellschaft, Kunst und Leben verknüpft und zugleich einen zentralen Diskurs unserer Gesellschaft darstellt. Menschen mit Behinderung werden nach wie vor stigmatisiert und ausgegrenzt. Spätestens seit den 1980er-Jahren fordert eine Bürgerrechtsbewegung, den gesellschaftlichen Umgang mit behinderten Menschen zu überdenken. Der Autor nimmt die Behindertenbewegung zum Ausgang für eine Analyse von fünf Theatertexten der 1980er-Jahre. Unter der Annahme, dass Behinderung ein gesellschaftlicher Prozess ist und keine Eigenschaft des Körpers, fragt er, wie die Texte sich zu diesem gesellschaftlichen Prozess positionieren und wie ihr theaterästhetischer Beitrag zum Behinderungsdiskurs der Bundesrepublik aussieht.
Blockierte Kommunikation in polykulturellen und intergenerationellen Kontexten. Zum Wechselverhältnis von Kommunikationskulturen in einem deutschen Mehrgenerationenhaus und einer mauritischen Familie
Promotionsprojekt von Juliane Bucher
Bulgarische „MigrantenautorInnen“ im deutschsprachigen Literaturbetrieb
Promotionsprojekt von Anne Sturm
Das Erzählen vom nicht erlebten Krieg. Poetik literarischer Auseinandersetzungen mit dem Zweiten Weltkrieg und dem Jugoslawienkrieg in Deutschland nach 1990
Promotionsprojekt von Steffen Hendel, 2016
Die sprachliche Konstruktion des aktuellen Migrationsdiskurses
Leitung: Prof. Dr. Daniela Pietri
Forschungsprojekt 2019–2020
Partneruniversität: Università degli Studi di Messina, Dipartimento di Civiltà antiche e moderne (Ansprechpartner Prof. Dr. Fabio Rossi)

Die aktuelle Migrationskrise spielt für den politischen und medialen Diskurs Europas eine herausragende Rolle. Davon sind Italien als primäres Einfallstor für Flüchtlinge auf dem Seeweg von Nordafrika über das Mittelmeer und Deutschland als beliebtestes Zielland für die Weiterreise von Migranten besonders betroffen. Das Projekt setzt sich zum Ziel, den Migrationsdiskurs als brisantes gesellschaftliches Diskussionsfeld sowohl in Italien als auch in Deutschland aus der Perspektive seiner sprachlichen Konstruktion zu erörtern. Zu diesem Zweck sind drei Veranstaltungen geplant: je ein einführendes Blockseminar im Zielland Italien und in Deutschland und eine anschließende Fachkonferenz an der MLU
Halle-Wittenberg, außerdem soll es einen Sammelband mit den Ergebnissen geben.
Die Weiblichkeitsbilder in der deutschsprachigen Erzählliteratur von Autorinnen persischer Herkunft
Promotionsprojekt von Somaiyeh Mohammadi
'Durchgesehene und ergänzte Neuauflage.' Systembruch und/oder Transformation? Fortschreibung und Entnazifizierung literarischer Sachbücher des Dritten Reiches in den 50er-Jahren
Promotionsprojekt von Lena Höft
Empathische Strategien im Umgang mit dem Tabu in psychologischen und medizinischen Diskursen der russischen Literatur
Forschungsprojekt 2015–2019
Leitung: G. Lehmann-Carli
Ethnomethoden im lernerzentrierten DaF-Unterricht am Beispiel von DaF-Lernenden in Kenia und Äthiopien
Promotionsprojekt von Francisca Atieno Odero
Frei, selbstbestimmt und gehorsam für das Dritte Reich. Rückblicke auf das Kriegserlebnis in belletristischen Bestsellern Westdeutschlands von 1945–1960
Promotionsprojekt von Felix Kraft
From Post-Yugoslavia to the female continent: Feminist reading of post-Yugoslav literatur
Promotionsprojekt von Tijana Matijević
Funktionale Aspekte von Trauma-Narrativen in der russischen und polnischen Literatur
Forschungsprojekt 2017–2022
Leitung: G. Lehmann-Carli
Gattungsdynamik und Gendervariation.Weiblichkeitsnarrative im galanten Roman um 1700
Promotionsprojekt von Katja Barthel, 2012
'Israel. Nein, Igor'. Narrative Suchbewegungen in der deutschsprachigen jüdischen Gegenwartsliteratur
Promotionsprojekt von Inna Margoulis
Kriegserfahrung und Kriegsdarstellung in der Literatur der Neuen Sachlichkeit
Promotionsprojekt von Mike Händler
Literarische Gestaltung von Erinnerung und Identitätskonzeptionen im Schatten der Shoah in ausgewählten Werken von Maxim Biller und Doron Rabinovici
Promotionsprojekt von Marcel Matthies
Sprache und Diskriminierung – Sprache gegen Diskriminierung
Leitung: Prof. Dr. Daniela Pietri
Förderung: DAAD aus Mitteln des Auswärtigen Amtes
Laufzeit: 2022–2023
Fördersumme: 20.000 €
Partneruniversität: Università degli studi di Firenze, DILEF – Dipartimento di eccellenza Lettere e Filosofia (Ansprechpartner Prof. Dr. Raffaella Setti)

Diskriminierung drückt sich nicht nur beim aktiven Handeln aus, sondern sie beginnt oft schon bei der Sprache. Auch im öffentlichen Diskurs sind nur wenige Themen so präsent wie die Debatte um eine diskriminierungsfreie Sprache. Dabei geht es um die Frage nach dem richtigen Gendern, nach der political correctness oder um andere rassistische und sexistische Äußerungen. Das Projekt untersucht die komplexen Beziehungen zwischen Sprache und Diskriminierung in historischer sowie in aktueller Perspektive am Beispiel des Italienischen. Dabei liegt der Schwerpunkt einerseits auf den Erscheinungsformen diskriminierender Sprache und andererseits auch auf der Frage nach der Umsetzung und den Möglichkeiten von diskriminierungsfreiem Sprechen. Es sind mehrere Maßnahmen geplant: zwei Blockseminare, in denen ausgehend von einer diachronen (Florenz) und synchronen (Halle) Perspektive auf das Themengebiet “Sprache und
Diskriminierung” hingearbeitet wird, eine Podiumsdiskussion (sprachkontrastiv Italienisch – Deutsch), die auch für das auch universitätsexternes Publikum offen sein soll, und eine abschließende internationale Fachtagung an der MLU. Die Ergebnisse werden in einem Sammelband festgehalten.
Stereotype und Repräsentationen Südosteuropas in Literatur und Film im 21. Jahrhundert
Promotionsprojekt von Lea Gladis
Studentin an der MLU – und dann? Eine genderzentrierte Befragung zur Einschätzung Studierender in Bezug auf ihre aktuelle Studiensituation und einer möglichen wissenschaftlichen Berufsperspektive
Forschungsprojekt
Leitung: Katrin Fritsche
Förderung: BMBF
Urbane Identitäten in der jüngsten Literatur der Postmigration
Promotionsprojekt von Franziska Hoffmann-Preisler
Von der Migration zur Integration. Literarische Konstruktionen von Kultur und Kulturkonflikt in der deutsch-türkischen Literatur nach '89
Promotionsprojekt von Nico Elste, 2012
Wie Fremde Fremde sehen. Interdisziplinäre Studie zur Selbstreflexion und Selbstverortung jüdischer Identität im literarischen Text des 19. und 20. Jahrhunderts
Habilitationsprojekt von Dr. Peter Waldmann, 2016

Philosophische Fakultät III

Diskursanalyse zur (ausbleibenden) Thematisierung von sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche
Vorhaben  in Kooperation mit dem Forschungsverbund ForuM – Forschung zur  Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in  der  evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland    (Verbundkoordinator: Prof. Dr. Martin Wazlawik, Hochschule  Hannover; Finanzierung: Zuwendung durch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD))

Laufzeit: 01.12.2022–31.08.2023

Projektleitung: Dr. Phries Künstler, Prof. Dr. Daniel Wrana

Das Projekt untersucht diskursanalytisch, wie  sich die evangelische Kirche zum Thema der sexualisierten Gewalt im  öffentlichen Diskurs positioniert und wie sich diese Positionierung in  den letzten Jahren verändert hat. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage,  wie das Thema sexualisierte Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen  mit und im Anschluss an die gestiegene öffentliche Aufmerksamkeit 2010  durch  die evangelische Kirche selbst (nicht) aufgegriffen und  bearbeitet  wird. Nachgegangen wird so der Relation von (ausbleibender)  öffentlicher Debatten und der (Art und Weise der) Thematisierung von  sexualisierter Gewalt durch die Institution(en) der evangelischen  Kirche.

Innerhalb einer diskursanalytischen Untersuchung wird den  (ausbleibenden) Thematisierungen und (Un-)Sagbarkeit im Sprechen über  sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche nachgegangen. Vor dem  Hintergrund einer poststrukturalistischen, diskursanalytischen  Methodologie werden dafür die sprachlich verfassten diskursiven Figuren  rsp. Deutungsmuster rekonstruiert. Die Untersuchung umfasst drei  miteinander verschränkte Vorhaben: Erstens werden anhand  einschlägiger Veröffentlichungen und Verlautbarungen der EKD seit 2010  die Räume des (Nicht-)Sagbaren über das Thema sexualisierte Gewalt  analysiert. Zweitens wird anhand der Betrachtung der  einschlägigen Debatten innerhalb der Synoden der EKD betrachtet, wie das  Thema sexualisierte Gewalt in diesem Kontext in umkämpfter Weise  ausgehandelt wird. Ausgehend von diesen beiden Analysen wird drittens die Relation von innerkirchlicher (Nicht-)Thematisierung von  sexualisierter Gewalt und öffentlicher Debatte betrachtet, wobei ein  medialer ‚Echoraum‘ analysiert wird.
Druschba! Völkerfreundschaft, Internationalismus und Solidarität in Kindermedien der DDR
Dissertationsprojekt von Jessica Dalljo

Das Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit der Erziehung zum Internationalismus in der DDR aus einer kindheits- und mediengeschichtlichen Perspektive. Anhand von Zeitschriften, Filmen und Literatur für Kinder soll der Frage nach Darstellungen von und Diskurse um Solidaritätspraktiken mit Staaten der sogenannten ‚Dritten Welt‘ nachgegangen werden. Neben der ideologischen Einordnung soll der Begriff der Solidarität vor allem in seinem erzieherischen Impetus untersucht werden. Zentral sind dabei die Fragestellungen mit wem und auf welche Weise Solidarität praktiziert werden sollte und welche Rolle und Handlungsfähigkeit (‚agency‘) Kindern als Akteur_innen im Konzept des Internationalismus und bei der Ausführung der Praktiken zugesprochen wurde. Eine wesentliche Rolle spielt dabei auch der Blick auf koloniale Kontinuitäten in der Darstellung der Hilfepraktiken. Damit einhergehend stehen das den Kindern vermittelte Selbstverständnis und die Inszenierung der DDR im globalen und (post-)kolonialen Kontext im Fokus.
»Nazis raus«. Die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der extremen Rechten in Deutschland und Europa seit 1960

Forschungsprojekt von Dr. Janosch Steuwer

Wie umgehen mit extrem rechten Parteien, Vorfällen und Meinungen? In den europäischen Demokratien ist diese Frage zu einer fundamentalen Herausforderung des noch jungen 21. Jahrhunderts geworden, die öffentlich und wissenschaftlich intensiv debattiert wird. Fast keine Rolle spielt dabei, dass die europäischen Gesellschaften in dieser Frage bereits seit langem erprobt sind: Seit den 1960er Jahren stellten Wahlerfolge extrem rechter Parteien, Gewalttaten gegenüber Migranten oder rassistische Skandale Regierungen, politische Parteien, Justizapparate, Bildungseinrichtungen, zivilgesellschaftliche Organisationen, Wissenschaftlerinnen und zahlreiche andere Akteure immer wieder vor dieses Problem. Das Forschungsprojekt rückt die sich hierum entspannenden Auseinandersetzungen in den Mittelpunkt. Es fragt dabei anders als politikwissenschaftliche Studien nicht danach, welche Reaktionen und Strategien sich in der Vergangenheit als besonders wirksam erwiesen. Stattdessen möchte es klären, warum in der Vergangenheit gerade auf diese Weise auf die extreme Rechte reagiert wurde.

Besondere Aufmerksamkeit finden dabei erzieherische Anstrengungen in der Auseinandersetzung mit der extremen Rechten: Untersucht werden die sich wandelnden Konzepte und Praktiken einer „Pädagogik gegen Rechts“. Gefragt wird aber auch nach den sie geknüpften gesellschaftlichen Erwartungen und den sich wandelnden Stellenwert, der ihr – in Konkurrenz zu politischen oder juristischen Reaktionen – zugeschrieben wurden. Diese Geschichte der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit der extremen Rechten verfolgt das Projekt in einer europäischen Perspektive: Angesichts der nationalsozialistischen Vergangenheit fand die extreme Rechte in Deutschland auch im Ausland stets besonders große Aufmerksamkeit. Ihre Entwicklung und der Umgang mit ihr wurden zu einem zentralen Gegenstand transnationaler Beobachtung, an dem sich die europäischen Gesellschaften miteinander verglichen. In dieser Weise eröffnet das Forschungsprojekt vertiefte Einsichten in die politische und gesellschaftliche Entwicklung der europäischen Demokratien in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und soll zugleich aktuellen Debatten historisches Reflexionswissen zu der Frage bereitstellen, um was gestritten wird, wenn wir mit der extremen Rechten streiten.

Prekäre Subjektivierung. ›Kämpfe ums Möglichwerden‹ im Kontext von Mutterschaft und Erwerbslosigkeit
Promotionsprojekt von Phries Künstler

Warum folgt aus einer prekären gesellschaftlichen Lage nicht automatisch ein politisches Subjekt? Dieser Grundfrage kritischer Gesellschaftstheorie widmet sich Phries Künstler und geht Prozessen prekärer Subjektivierung im Kontext von Mutterschaft und Erwerbslosigkeit nach. Anhand von Interviews mit Teilnehmerinnen von Aktivierungsmaßnahmen werden aus poststrukturalistischer Perspektive die Kämpfe untersucht, die unternommen werden müssen, um den eigenen Subjektstatus gegen die Gefahr der Verwerfung zu sichern. Damit leistet die Studie einen Beitrag zur Theoretisierung und Empirie von Subjektivierung im Horizont sozialer Ungleichheit, Prekarität und Politik.
Zur Frage der Begründbarkeit von Normativität
Promotionsprojekt von Charlotte Spellenberg
Das Dissertationsprojekt bearbeitet Fragen der Normativität und der Vermittlung von Sein und Sollen in der pädagogischen Theorie(bildung): Ausgehend davon, dass der Aufgabencharakter des pädagogischen Gegenstandsbereichs mit der Differenz von Faktizität und Normativität spielt, stellt sich die Frage, wie ‚faktisches Sein‘ und ‚normatives Sollen‘ bestimmt, begründet und zueinander ins Verhältnis gesetzt werden können. Diese Frage ist systematisch orientiert und fokussiert innerhalb Spannungsverhältnisses von Begründungsnotwendigkeit und -unmöglichkeit die Analyse epistemischer Formen dessen, was ‚ist‘ und ‚sein soll‘ in der pädagogischen Theorie. Die Arbeit unternimmt den Versuch, die in pädagogischen Theorien eingesetzten Geltungsgründe (also die spezifisch epistemologisch kodierten Weisen Richtigkeit und Wahrheit in Anspruch zu nehmen) sowie ihre Kriterien zu rekonstruieren und problematisieren. Als epistemologische Grundlegung werden zwei paradigmatische Theoriekonzeptionen für Normbegründung aus der praktischen Philosophie rekonstruiert, die sich einmal mit Bezug auf Moral und einmal auf Sittlichkeit mit Normen, Normativität und deren Begründung befassen sowie dabei kontrastive Relationierungen von Sein und Soll vornehmen. Um die Frage nach Begründungen aber differenzierter stellen zu können und um poststrukturalistische Grundlegungsproblematiken mit zu bedenken, wird sie erkenntnispolitisch als Frage nach der (Un)Möglichkeit von Begründung reformuliert. So soll eine Forschungsperspektive auf die Ordnung des pädagogischen Diskurses und ihre Gesetze erarbeitet werden, mit der Begründungsversuche von Richtigkeit als Einsätze im Spiel um Wahrheit lesbar werden.
Zur schulischen Bearbeitung von FluchtMigration
Promotionsprojekt von Franziska Caggese
Das als Ethnographie (Breidenstein 2015) angelegte Dissertationsprojekt geht der Frage nach wie Grundschule als zentrale migrationsgesellschaftliche Organisation FluchtMigration (Treibel 2011) bearbeitet. Zur Beantwortung dieser Fragestellung sollen unterschiedliche Dimensionen ((inter-)subjektive, (schul-)organisationale und diskursive Dimension) in den Blick genommen werden. Im Fokus des Erkenntnisinteresses stehen die empirisch beobachtbaren Praktiken der Subjektivierung im Feld der Grundschule. Aussubjektivierungs- und praxistheoretischer Perspektive (Reckwitz u.a. 2003; Ricken 2017; Butler 1996) wird danach gefragt, wie neu zugewanderten Schüler_innen von Grundschullehrkräften in unterrichtlichen Praktiken adressiert und somit als Subjekte konstituiert werden und wie sich diese selbst zu dieser Adressierung positionieren. Für die Untersuchung von (Re-)Adressierungsprozessen in unterrichtlichen Praktiken dient die „Heuristik für eine Adressierungsanalyse“ nach Kuhlmann et.al. (2017). Aus einer poststrukturalistisch informierten Perspektive wird in einem weiteren Schritt die diskursiven Hervorbringungen des sogenannten »Flüchtlingskindes« untersucht und danach gefragt inwiefern Diskurse über neu zugewanderte Schüler_innen in der Schule von den Subjekten re-signifiziert werden?

Zentrum für Schul- und Bidlungsforschung (ZSB)

Die Pädagogik der 'Gülen-Bewegung'. Rekonstruktion von Bildungspraktiken und Biographien in türkisch-muslimischen Gesprächskreisen

Forschungsprojekt 2016–2020 (Vorstudie 2013–2014)

Leitung: Dr. Thomas Geier
Mitarbeiter: Magnus Frank
Förderung: DFG

Das Projekt rekonstruiert, wie Bildung als Konzept und Prozess im Kontext islamischer Orientierungen von türkischen Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen in der deutschen Migrationsgesellschaft verstanden und ausgestaltet wird. Im Fokus des explorativen und fallspezifischen Interesses stehen dafür Bildungspraktiken und Biographien von Akteuren der ,Gülen-Bewegung’.

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